Wave-Gotik-Treffen 2022 – Eine Nachlese

Vom 3. bis 6. Juni 2022 kamen – endlich – wieder zehntausende Gothics aus aller Welt in Leipzig zum 29. Wave-Gotik-Treffen zusammen. Das Treffen findet jedes Jahr zu Pfingsten statt und ist das weltweit größte Treffen der „Schwarzen Szene“.

Pandemiebedingt mussten das WGT im Jahr 2020 und 2021 leider ausfallen, wurde aber so gut es eben ging würdig vom Pest-Treffen vertreten. Wir berichteten darüber.

Nach zwei Jahren Pause waren wir sehr gespannt, wie es werden würde, wie viele jetzt noch nach Leipzig kommen werden, wie wird die Stimmung sein und viele weitere Gedanken gingen uns in den Tagen und Wochen vorher durch den Kopf. Ein paar Verwirrungen gab es offenbar zu Beginn zu den Eintrittskarten, hatten doch die für 2020 erworbenen Karten weiter Gültigkeit, kosteten die Karten 2022 aber natürlich mehr, aber so konnte sich jeder freuen der bereits Karten für 2020 erworben hatte.

Über 190 Künstler standen dieses Jahr an 12 Hauptveranstaltungsorten auf dem Programm. Zusätzlich bereicherte das reichhaltigen Rahmenprogramm wie Führungen, Lesungen oder Workshops an vielen weiteren Orten wie jedes Jahr das Treffen. Und so war es für viele dieses Jahr wieder gar nicht so leicht, alle für den einzelnen interessante Konzerte oder Veranstaltungen auch besuchen zu können, wie wir in Gesprächen erfahren haben. Hier hilft nur gründliche Planung und dabei ist nicht nur der Programmplan auf der Webseite das Wave-Gotik-Treffens nützlich, sondern auch das zu einer großen Beliebtheit gewordene Angebot von monkeypress oder der WGT-Guide als App auf dem Handy.

Die AGRA

Bereits ab Donnerstagnachmittag füllte sich das zentralen Veranstaltungsgelände AGRA wieder mit Zelten, Wohnwagen und Wohnmobilen. Es gab auch wieder die berühmten Schlagen an den Ausgabestellen der Festival-Bändchen. Aber es war doch festzustellen, es waren nicht ganz so viele Festivalbesucher angereist wie vor der Pandemie.

Auf der großen Bühne der Konzerthalle spielen vor allem die großen und bekannten Bands der Szene. Dieses Jahr war es gelungen wirklich jeden Abend mehrere bekannte und beliebte Szene Bands auf die Bühne der AGRA zu bekommen, die sonst übliche thematisch geplanten Tage in der AGRA Konzerthalle fanden, wie bereits 2019, so nicht statt.

Warm-Up

Obwohl das WGT erst am Pfingstfreitag offiziell beginnt, geht es bereits am Donnerstag mit einigen „Warm Up“ Veranstaltungen los. Los ging es für uns in der Moritzbastei mit der „Elektro Allstars-Party“. Auch dieses Jahr traten in den Resten der ehemaligen Festungsanlage wieder hochkarätige Künstler auf, unter anderem Daniel Myer, Erk Aicrag, Isaac Howlett, Krischan Wesenberg und eben Dan van Hoyel. Letzteren kennen einige von euch sicher als Rigger von „Two Knotty Boys“, seinen Auftritten in diversen Kink.com Videos oder als Sänger der Band Harmjoy.

In der Moritzbastei konnten wir am Donnerstagabend bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das einfangen, was uns die nächsten Tage erwarten würde. Es war voll, die Stimmung war super, ausgelassen, fröhlich, erleichtert, ja man hatte den Eindruck alle dachten das gleichen: Endlich wieder!

Wer es lieber etwas ruhiger und besinnlicher angehen möchte, dem ist am Donnerstagabend die „Blaue Stunde“ zur Einstimmung auf das WGT sehr empfohlen. Diese haben wir gerade in der Corona Zeit sehr schätzen gelernt.

Das Viktorianische Picknick

Nach diesen sehr positiven Eindrücken waren wir sehr auf das Viktorianische Picknick am Freitagnachmittag gespannt. Nachdem 2020 verständlicherweise die Wiese am See im Clara-Zetkin-Park leer geblieben war und 2021, wo das Viktorianische Picknick natürlich nicht offiziell stattgefunden hat, aber es sich viele gerade aus Leipzig oder der näheren Umgebung nicht haben nehmen lassen, wenigstens diese Tradition aufrecht zu erhalten, war es dieses Jahr einfach nur voll. Sämtliche angrenzenden Wiesen wurden mit in Beschlag genommen. Nicht nur die Stimmung war einfach großartig, auch das Wetter war super. Wir denken vielen haben da einmal tief durchgeatmet und sich auf die nächsten Tage gefreut.

Konzerte

Am Freitagabend ging es mit „Letzte Instanz“ und „Solar Fake“ auf dem AGRA-Treffenpark, „Nosferatu“ im Täubchenthal oder „Aesthetic Perfection“ im Westbad schon gleich richtig los. Die Veranstaltungsorte waren gut gefüllt, aber nicht zu voll und die Stimmung unter den Besuchern war großartig.

Aber auch „The 69 Eyes“ und „Grendel“ traten neben vielen anderen Bands in der AGRA-Konzterhalle auf. Nach den Konzerten konnte man wie gewohnt die Nacht noch in der Halle 4.2 zur Musik zahlreicher DJ’s tanzen.

Aber nicht nur in der Konzerthalle auf dem AGRA-Gelände finden Konzerte statt. Im Haus Leipzig konnte man unter anderem ein Konzert von „The Exploding Boy“, im Felsenkeller ein Konzert von „Erdling“ und im Täubchenthal ein Konzert von „The Fright“ erleben.

Wer neben den vielen lauten Tönen auch ein Ohr für schöne und leise Töne hatte, der war beim Konzert von „Tvinna“ im Schauspielhaus gut aufgehoben. Die im Jahr 2017 von Faun-Mitglied Laura Fella und ihre ehemalige Kollegin Fiona Rüggeberg geründete Band spielt Musik im Stile von rituellem, elektronisch verstärktem Folk-Metal.

Offiziell bestätigte Bands WGT 2022 ( 193 Künstler )

Auch dieses Jahr war eine sehr große Zahl bekannter bis weniger bekannter Künstler auf dem Wave-Gotik-Treffen. Hier nochmal eine Aufstellung der offiziell bestätigten Bands:

13th Chime (UK) – A Split Second (B) – A.A.Williams (UK) – Accessory (D) – Aeronautica (D) – Aesthetic Perfection (USA) – Alcest (F) – Alex Henry Foster (CAN) – And Also The Trees (UK) – Astari Nite (USA) – Axel Thielmann (D) – Basszilla (F/D) – Bedless Bones (EST) – Beyond Obsession (D) – Bianca Stücker & Bruxas Solis (D) – Blacklist (USA) – Blitz Union (CZ) – Boytronic (D) – Brutus (B) – By The Spirits (PL) – Centhron (D) – Cesair (NL) – Children On Stun (UK) – Choir Boy (USA) – Cirque D’Ess (I) – Clan Of Xymox (NL) – Claudia Gräf (D) – Collection D’Arnell-Andrea (F) – Combichrist (N/USA) – Corvus Corax (D) – Culk (AT) – Cultural Underground Neo Terror (D) – Dark (D) – Dawn Of Ashes (USA) – Dead Lights (UK/NL) – Death In Rome (AQ) – Deathsomnia (UK) – Decembre Noir (D) – Devil-M (D) – Die Arbeit (D) – Die Art (D) – Diodati (D) – DSTR (D) – Ekkehard Fellner (D) – Enter Tragedy (D) – Erdling (D) – ESA (GB) – Faderhead (D) – Fejd (S) – Feuerdorn (D) – Fiddler’s Green (D) – Finsterforst (D) – Fïx8:Sëd8 (D) – Flint Glass (F) – Forndom (S) – Frankenstein (USA) – FRETT (PL) – Frustration (F) – Funhouse (S) – Future Lied To Us (D) – Garmarna (S) – Gary Numan (UK) – GewandhausChor (D) – Girls Under Glass (D) – GGGOLDDD (NL) – Grendel (NL) – Grundeis (D) – Haggefugg (D) – Hapax (I) – Harakiri For The Sky (A) – Hellgreaser (D) – Horskh (F) – Hørd (F) – Hubertus Schmidt (D) – I‘m Your Stalker (D) – IAMX (UK) – In Slaughter Natives (S) – Intent:Outtake (D) – iVardensphere (CAN) – Ivo Nitschke (D) – Jadu (D) – Jihad (USA) – Joanna Gemma Auguri (D) – Kaizer (D) – Kalte Nacht (GR) – Katja Moslehner (D) – Kite (S) – Kontrast (CH) – Kontrolle (D) – Korine (USA) – L‘Âme Imortelle (A) – Lacrimas Profundere (D) – Lacrimosa (CH) – Lamia Vox – Letzte Instanz (D) – Liebknecht (D) – Lights Of Euphoria (D) – Lindy-Fay Hella (Wardruna) & Dei Farne (N) – Linea Aspera (AUS/GB) – Lizette Lizette (S) – Louise Lemón (S) – Lucy Kruger And The Lost Boys (ZA) – Männerchor Leipzig-Nord (D) – Mark Benecke (D) – MDR-Rundfunkchor (D) – Messer (D) – Metallspürhunde (CH) – Midgards Boten (D) – Mimi Barks (D) – Mister Misery (S) – Nachtblut (D) – New Days Delay (D) – Night Nail (USA) – NightNight (USA) – Nim Vind (CAN) – Noisuf-X (D) – Nosferatu (GB) – NNHMN (D) – Nullvektor (D) – Of The Wand And The Moon (DK) – Orange Sector (D) – Painbastard (D) – Paralyzzer (D) – Patty Gurdy’s Circle (D) – Peter Bjärgö (S) – Philipp Hochmair & Die Elektrohand Gottes (A/D) – Potochkine (F) – Proyecto Mirage (E) – Pseudokrupp Project (D) – Pyogenesis (D) – Qual (UK) – Rabia Sorda (MEX/D) – Ragnaröek (D) – Regard Extrême (F) – Reichsfeind (D) – Rezurex (USA) – Riki (USA) – Ritual Howls (USA) – Rotersand (D) – Rue Oberkampf (D) – S.P.O.C.K (S) – Sangre De Muerdago (E) – Schneewittchen (D) – Schlagwerker des Gewandhausorchesters (D) – Schöngeist (D) – Sebastian Fitzek (D) – Seelennacht (D) – Shad Shadows (I) – She Owl (IT) – Sigue Sigue Sputnik (UK) – Silent Runners (NL) – Sjöblom (S) – Soft Kill (USA) – Soko Friedhof (D) – Solar Fake (D) – Sophia (S) – Soulbound (D) – SRSQ (USA) – Stahlmann (D) – Storm Seeker (D) – Suir (D) – Sulpher (UK) – Superikone (D) – Sydney Valette (F) – SYZYGYX (USA) – Tanzwut (D) – Terrorfrequenz (D) – The 69 Eyes (FIN) – The Devil & The Universe (A) – The Exploding Boy (S) – The Fright (D) – The Kingspipers (D) – The Names (B) – TheaterPack (D) – Then Comes Silence (S) – Tilo Augsten (D) – Tobias Bernstrup (S) – Totenwald (D) – Trobar De Morte (E) – Tvinna (D/NL/CH) – Twisted Nerve (SCO) – Unzucht (D) – Varg (D) – VNV Nation (IRL) – Vroudenspil (D) – VV & The Void (AU) – Waldkauz (D) – Warm Graves (D) – Welle: Erdball (D) – Whispering Sons (B) – Whispers In The Shadow (A) – Winterkälte (D) – Xotox (D)

Die Obsession Bizarr

Am Samstagabend fand wie immer zum WGT die für uns besonders interessante BDSM-, Fetisch-, Kink- und Spielparty „Obsession Bizarr“ im Volkspalast statt. Die sonst übliche sehr lange Warteschlange am Eingang viel dieses Jahr wesentlich kürzer aus, allerdings nicht weil das Interesse an der „Obsession Bizarr“ kleiner war, vielmehr verteilte sich die Ankunft der Besucher mehr, da wie oben bereits erwähnt, so viele interessante Veranstaltungen parallel stattfanden, dass sich der Volkspalast diesmal etwas langsamer füllte. Bei guter Musik wurde die ganze Nacht gefeiert und in dem großzügigen Spielbereich aus ausgiebig gespielt. Die Höhepunkte der „Obsession Bizarr“ waren wie jedes Jahr die Bühnenshows.

Die erste Show des Abends zeigte „Xelk“ mit einer Mischung aus Fetisch und Petplay. „Xelk“ ist ein 2020 gegründetes queer-kink-queeres Künstlerkollektiv, welches sich spielerisch in verschiedenen Kunstprojekten mit Thema der sexuellen Identität auseinandersetzt. In der zweiten Show des Abends verzauberte Dark Angel mit einer atemberaubenden Akrobatikdarbietung. Pussycat Poledance der Extraklasse zeigt uns „Souldance“ in der dritten Show der Obsession Bizarr.

Und natürlich dufte auch diesmal eine Bondage Show nicht fehlen. In der vierten Show des Abends entführte uns „RopEmotion“ in die Welt von Seil, Bondage, Shibari und Emotionen.

Aber das war noch nicht alles. Als letzte Show wurde es einmal richtig nass, nicht auf der Bühne, sondern vor der Bühne. Denn Dark Angel, die wir bereits aus der Akrobatik Show kannten, zeigte eine Waterbowl Show. Acrobatik, auf, an und unter Wasser die sich wirklich sehen lassen konnte.

Das heidnische Dorf

Wer sich kein Festivalticken kaufen möchte oder generell nur mal einen Tagesausflug zum WGT unternehmen möchte, für den bietet sich wie jedes Jahr das Heidnische Dorf direkt neben der AGRA an. Denn hierfür gibt es einzig Tageskarten, alles andere ist nur mit einem 4-Tage Festivalticket zugänglich. Aber es lohnt sich, und dank besserer Organisation beim Kartenverkauf und Einlass kommt es nicht mehr zu ewiglangen Warteschlangen.

Natürlich finden auf dem Heidnischen Dorf auch Konzerte statt, und diese haben in der Umgebung des Dorfes, der Bäume und unter freiem Himmel ihr ganz eigenes Flair. Am Freitag spielten dort unter anderem „Fiddler’s Green“, am Samstag „Corvus Corax“, am Sonntag „Varg“ und am Montag „Tanzwut“. Neben den Konzerten bietet das Heidnische Dorf einen schönen Mittelaltermarkt mit Händlern, Gauklern und einem vielfältigen Rahmenprogramm. Das Heidnische Dorf hat sich über die Jahre zu ein zu einem wirklich attraktiven Veranstaltungsort entwickelt, insbesondere für die Besucher, für die sich ein Festival-Ticket nicht lohnt. Einen weiteren allerdings viel kleineren Mittelaltermarkt zum WGT gibt es auf der Morizbastei.

Kulturelles

Stehen für viele besonders die Konzerte im Vordergrund, offeriert das Wave Gotik Treffen jedes Jahr aber auch sehr viele kulturelle Angeboteenn das Wave-Gotik-Treffen ist nicht nur ein Konzert-Festival. Im Gegensatz zu reinen Konzertveranstaltungen nehmen zum Wave-Gotik-Treffen gerade Kunst und Kultur, Museen und Ausstellungen einen großen Raum ein.

Immer mit dabei ist auch das Grassi Museum welches dieses Jahr zur Sonderausstellung „Ein letzter Augenblick“ von Marcus Rietzsch für Besucher des Wave Gotik Treffens freien Eintritt gewährte. Der Südfriedhof lud zum Rundgang „Lebendige Friedhöfe“ oder zur Fledermausortung mit dem NABU ein. Ebenso war das Ägyptisches Museum, das Stadtgeschichtliches Museum oder das Stasi-Museum für Besucher des Wave Gotik Treffens kostenlos geöffnet.

Fazit

Nach zwei Jahren Zwangspause war das 29. Wave-Gotik-Treffen 2022 wieder ein rund um gelungenes Festival für die schwarze Szene. Es hat sich gezeigt, dass das WGT das ein fester Bestandteil im Kalender der Angehörigen der schwarzen Szene war, ist und bleibt. Auch wenn dieses Jahr noch nicht wieder so viele Besucher erschienen sind wie in den Jahren vor der Pandemie, viel dies im großen und ganzen kaum auf. Tolle Menschen, tolles Programm – es ist ein ankommen, zu Hause fühlen unter Freunden, in der schwarzen Familie und vielleicht ab diesem Jahr ein toller Neuanfang, mit der Bestätigung welchen Stellenwert das WGT zu Pfingsten in Leipzig wirklich hat.

SundMehr am 31.10.2014 – „Wie lebe ich meinen Sadismus“?

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 31.10.2014 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen trifft.
Thema ist diesmal die Frage ?Wie lebe ich meinen Sadismus?? Gemeinhin wird als Sadismus der Drang beschrieben, sein Gegenüber physisch oder psychisch zu quälen, also zu demütigen oder Schmerzen zu zufügen und sich an der Reaktion zu erfreuen. Laut Wikipedia sieht Erich Fromm in der nicht sexuellen Form des Sadismus sogar den Wunsch, sein Gegenüber kennen zu lernen
(http://de.wikipedia.org/wiki/Sadismus#Nicht_vorwiegend_sexuell_motivierter_Sadismus).

Zunächst kann das unabhängig vom Einverständnis des Gegenübers geschehen, aufgrund des SSC-Ehrencodex der SM-Szene ist Einvernehmlichkeit aber unbedingter Bestandteil von SM, damit das Geschehen als erotische Begegnung und eben nicht als destruktiver Missbrauch betrachtet werden kann.

Dominante, aktive SMer stehen darum vor dem Spagat, ihren Wünschen zu folgen und dennoch das Gegenüber im Blick zu haben. Auch unter Ausschluss gesundheitlicher Gefahren kann man noch gehörig quälen, aber auch die erotische Lust bei seinem Gegenüber vertreiben. Aber manchen geht es ja gar nicht um Schmerzen, sondern eher um Macht über einen anderen; doch hat man einen anderen ganz in seiner Hand, wenn man stets die Grenzen wahrt? Kann man seinen Sadismus leben, ohne sich nur als Dienstleister zu empfinden? Welchen Stellenwert hat die Reaktion des Gegenübers ? sind eher Tränen auf Seiten des Subs erwünscht oder müssen sie lieber vermieden werden? Macht es eher Spaß, etwas weiter zu gehen, als der Partner es noch als angenehm empfindet, oder muss man die Sehnsüchte möglichst genau kennen, um alles so zu machen, wie es gefällt?

Vielleicht werden die Aktiven sogar von allumfassenden Hingabewünschen des devoten Partners angeheizt. Was wenn diese sich für ihn dann gar nicht so toll anfühlen, wie inder Phantasie?

Wir haben schon oft darüber diskutiert, ob Liebe und SM sich ausschließt. Grenzt sie nicht unbedingt den eigenen Sadismus ein? Ist das noch Sadismus oder kann es gar keiner sein, bei so vielen Regeln? Und wie ist das für die ?passiven? oder ?Subs?, wenn das Gegenüber sich wirklich nur an sich (und an SSC) orientiert, statt noch am Wohlbefinden?

Gerade um das Thema ausführlich zu behandeln, sollten wir beachten, dass die Diskussion nicht einfach auf die Gegenfrage ?Wie wollen die Subs es denn? kippt. Besucher von der eher ?passiven? Seite werden ? nicht zwecks Erotisierung, sondern aus Gründen der Gesprächsführung ? gebeten, sich eher auf Zwischenfragen zu begrenzen. Sicher ergibt sich im unmoderierten Teil des Abends noch genügend Zeit, das Thema von anderer Seite zu beleuchten. Gegebenenfalls wäre die umgekehrte Sicht auch Thema eines ganz eigenen Abends.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über
info@sundmehr.de nett.

Quelle: SWL

„SM und Kirche“ – Pfarrer zu Gast bei SundMehr

Zum Thema „SM und die Kirche“ traf sich der Gesprächskreises SundMehr am 28.02.14, um mit Pfarrer Matthias Wanzeck, ins Gespräch zu kommen. Der verheiratete 39 jährige Familienvater, teilt sich seit 3 Jahren in der evangelischen Kirchengemeinde Rommelshausen eine der beiden Pfarrstellen mit seiner Frau, nachdem er, nach Abschluss seines Theologiestudiums in Tübingen, drei Jahre als „unständiger“ Pfarrer an der evangelischen Akademie Bad Boll angestellt war, wo er „das Evangelium als Kraft, die die Welt verändern kann“ erfuhr. Rommelshausen lerne er nun als Gemeinde kennen, in der er sich mit Themen auseinander setzen könne, für die man woanders gelyncht wurde, meinte er eingangs, vielleicht auch hinsichtlich seiner wohl erstmaligen Auseinandersetzung
mit SM, und ergänzte gleich zu Beginn: „Es ist selten, dass ich aus der Gemeinde heraus als Pfarrer gebeten werde, zu einer ethischen Frage Stellung zu nehmen. Darum freue ich mich über diese Einladung.“ Hinsichtlich der ganz unterschiedlichen Statements der 24 Teilnehmer in der Vorstellungsrunde, zur Frage, welchen Bezug sie zur Kirche haben, schloss sich der Pfarrer einer Anwesenden an, die schon jetzt von den verschiedenen Äußerungen überrascht war. Auch als Pfarrer habe er selbst ein ambivalentes Verhältnis zur Kirche. Alles andere wäre bei so einer komplexen Institution auch eher ungewöhnlich. Dennoch sei die Kirche sein Arbeitgeber, mit dem er sich auch identifizieren und darum auch auseinandersetzen müsse. In der Württembergischen Landeskirche gäbe es die verschiedensten Strömungen, die auch zu einer gewissen Konfliktkultur und zu starken Bewegungen innerhalb der Kirche führten.
Bei der christlichen Botschaft steht Leiden und Lieben durchaus in einem Zusammenhang, und sei daher auch ein zentrales Thema, wie dies ja bei SM wohl auch der Fall sei. Im Zusammenhang mit seinem Dienst hatte er vor dieser Einladung (und einer Raumanfrage des Gesprächskreises SundMehr mit dem AK SM und Christsein, anlässlich des Bundestreffens von AK SMuC) im kirchlichen Kontext noch nie etwas über SM oder die Auseinandersetzung damit gehört. Zur Vorbereitung des Abends hatte er dann jedoch versucht sich kundig über das Thema zu machen, um dann festzustellen, dass es von kirchlicher Seite kaum etwas gibt. Sofern es doch etwas geben sollte, würde dies zur Zeit von der Debatte um die EKD Orientierungshilfe zu Familie und Partnerschaft und der Bildungsplandebatte in Baden-Württemberg verdeckt.
Eigentlich sei es schon erstaunlich, führte er aus, welch wenig zentrale Rolle Sexualität in der Bibel spielte und wie sehr das Thema dennoch von konservativen evangelischen Christen zu der Bekenntnisfrage schlechthin gemacht würde.
Der Unterschied zwischen Theologie und „dem Christentum“ wurde deutlich, als der Pfarrer dann ausführte, dass Sexualität dabei in den Kirchen schon früh ein großes Thema gewesen sei. Mit Hinweis, dass er kein Fachmann für frühe Kirchengeschichte sei, führte er dies auf die vielen Einflüsse vor allem aus der griechischen Kultur (Neoplatonismus) zur Zeit der alten Kirche zurück. An dieser Stelle kam es zur Frage, ob Sexualität in der Antike einen höheren Stellenwert hatte, als heute, wie ein Teilnehmer an der Positionierung des Bordells in einer antiken Ruinenstadt festgestellt hatte. Ob die Prostitution hier eher freiwillig war oder nicht, musste dann auch offen bleiben, zumal es Berichte gab, über eine durchaus würdevolle Funktion, im Rahmen der Tempelprostitution, die der Ausübung von Sexualität ja einen spirituellen Impetus verlieh, der von Priesterinnen geleistet wurde.
Ob Paulus z.B. Homosexualität darum in seinen Briefen ablehnte, weil dies auch soziale Strukturen gefährdete (weil verheiratete Ehemänner nebenher ihre „Lustknaben“ halten konnten), wie einige Anwesende erwähnten, musste auch unbelegt bleiben.
Sexuelle „Vergehen“ würden jedenfalls vor allem seitens der kathol.
Kirche im Vergleich zu anderen Sünden (Lüge, Stehlen, Mord usw…) überbewertet, meinte der Protestantische Pfarrer.
Im evangelischen Bereich, spiele dies vor allem in evangelikalen Kreisen eine Rolle, was sich vor allem in der Ablehnung von vorehelichem Geschlechtsverkehr („true love waits“). Sein Eindruck, dass diese Tendenzen rückläufig seien, konnten von einer Anwesenden nicht geteilt werden, die während ihres Studiums auf einer evangelischen Hochschule die Beobachtung machte, dass verhältnismäßig viele Kommilitoninnen, mit Anfang Zwanzig heirateten, was sie auf die Notwendigkeit zurückführte, ihre erotischen Bedürfnisse durch Eheschließung zu legitimieren.
Überhaupt ist das Ringen um die Akzeptanz oder Ablehnung von Homosexualität biblisch viel besser belegbar, meinte Pfarrer Wanzeck, obwohl schon dies Ringen an sich der protestantischen Lehre, dass wir alle schon ohne unser Zutun, so wie wir sind, vor Gott gerechtfertigt zu sein, widerspricht. Dennoch sei bis heute in der Württembergischen Landeskirche ein offener, entspannter Umgang mit dieser Thematik nicht möglich. Praktisch habe sich zwar vieles verändert, aber durch die angeschwollene Medienlandschaft, auch das Klima, was öffentlich gesagt werden kann und was nicht. So sage „die Kirche“ oftmals lieber mal etwas nicht oder falls doch, dann sehr neutral. Natürlich kann er als Einzelperson darum auch keine Aussage machen, zur Haltung „der (Württembergischen) Landeskirche“. Zudem entspräche dies ja auch der Haltung und Ethik der evangelischen Kirche, die der individuellen Gewissensentscheidung einen großen Wert beimisst. Im Gegensatz zur katholischen Kirche gäbe es darum ja auch keine Lehramt, das in Pastoralbriefen und Enzykliken die offizielle Haltung der Kirche verkündet. Stellungnahmen der EKD werden darum auch mit „Denkschrift“ oder „Orientierungshilfe“ betitelt.
Viele der der konkreten Fragen der Teilnehmer schienen genau aus diesem Grund, auch nur mit dem Verweis auf Ethik und Theologie beantwortbar zu sein. So musste sich jeder immer wieder seine eigene Verantwortung für den Glauben, sofern vorhanden, klar machen.
Nach einigen Zwischenfragen ging es dann auch um das Bibelverständnis.
Wanzeck erläuterte, dass eine historisch-kritische Herangehensweise beim Versuch helfen kann, den Bedeutungsinhalt eines Textes zu verstehen, wobei vieles offen bliebe. „Die christliche Religion ist eben keine Buchreligion“, erläuterte er, „denn Gegenstand des Glaubens ist eben nicht die Heilige Schrift, sondern Gott und seine Beziehung zum Menschen.“ Allerdings habe die Bibel einen großen Stellenwert, da aus ihrem Inhalt herausgefiltert werden, was Menschen von Gott wissen und in früheren Zeiten aufschrieben.
Die nun an die Teilnehmer gestellte Frage, ob jemand etwas in der Bibel über oder zu SM gefunden hat, führte zu dem wichtigen Hinweis von Teilnehmerseite, hier zu trennen, denn was in der Bibel von und über „Sklaven“ stünde, wäre in einem absolut anderen, auch historischen Kontext zu sehen, als was SMer unter einem Sklaven verstehen. Da es bei einer guten Session ja nicht darum ginge, Leiden zu vermehren, sondern durch die körperliche Erfahrung, wenn auch unangenehmer Situationen, Lust zu erzeugen, wäre dies stark zu unterscheiden – was SM tatsächlich auch etwas Spirituelles gäbe. Ob der Erlösungsgedanke durch Jesu Leiden hier in Verbindung gebracht werden könne, wurde dann – sehr kurz – kontrovers diskutiert, zu bereits fortgeschrittener Zeit. Dass Lust irgendeine Rolle gespielt haben könnte, bei Jesu Leiden, wurde dann von einem Teilnehmer stark hinterfragt, ebenso, dass Gott Lust dabei empfunden haben sollte. Relevanter wäre hier, die Übertragung eines Opferrituals vom Tier, auf den Mensch Jesus, der stellvertretend für alle Menschen litt.
Die Bußübungen, manch mittelalterlicher Selbstgeißler wurden dann auch von Martin Luther kritisch gesehen, weil ja hier erneut „Werke“ im Vordergrund standen, die den Mensch vor Gott rechtfertigen sollten, erläuterte der Gast.
„Die Abwehr von Sex vor der Ehe ist keine Grundlinie der evangelischen Kirche“, erläuterte Wanzeck weiter. Der wichtigste Aspekt sei die Liebe zwischen den Beteiligten, der verantwortungsvolle Umgang mit dem Gegenüber. Auf die Nachfrage eines Teilnehmers, welchen Stellenwert die Kirche der Sexualität denn überhaupt beimesse, meinte Wanzeck, sehr wohl solle Sex auch Spaß machen und sei natürlich nicht nur zum Zweck der Fortpflanzung geschaffen. Relevant sei eben, wie die Sexualität statt finde.
Als dann ein Teilnehmer die reglementierende Wirkung der Kirche auf die Sexualität mit dem Hinweis auf den viel entspannteren Umgang von Naturvölkern damit belegen wollte, wurde dies von einem anderen
Teilnehmer fachkundig entkräftet: Viele sog. „Naturvölker“ haben den Wissenschaftlern auf deren in diese Richtung weisende Fragen Dinge erzählt, die diese zwar hören wollten, aber die so nie waren – was später zu einem recht verklärten Blick auf entsprechende Kulturen (z.B.
Eskimos) führte, weshalb die Berichte der renommierten Ethnologin Margaret Mead heute später zu kontroversen führten.
Abschließend wurde der Kirchenvertreter noch gefragt, was er einem SMer raten würde, der sich nicht sicher ist, ob er sich in der Kirche wohlfühlen könnte, weil er Angst davor hat, was andere von ihm denken könnten, oder weil er ein schlechtes Gewissen hat.
Ein schlechtes Gewissen komme vor allem vom eigenen Gewissen, meinte der Theologe, und kann daher auch Ausdruck nicht abgeschlossener, eigener Klärungsprozesse sein.
Religiosität – Glaube – ist auch so existenziell, dass sie sich nicht in verschiedene Lebensbereiche aufspalten ließe (z.B. Berufsleben, Privatleben, Erotik). Darum sei es wichtig, die eigene Religiosität mit seinen bevorzugten sexuellen Neigungen in Einklang zu bringen.
„Das schlechte Gewissen kommt bei uns Christen oft daher, dass wir Idealbilder proklamieren. Wären wir authentischer und kämen auch die Brüche in Biographien durch Scheidung usw… zur Sprache, wäre dies viel weniger Thema“, ergänzte die anwesende Sprecherin des Arbeitskreises SM und Christsein.
Ein schlechtes Gewissen hat auch immer etwas mit dem Gefühl, schuldig zu sein, zu tun, wobei biblische Aussage ist, dass wir uns als schuldige Menschen zwar wahrnehmen sollen, aber vor allem im Bewusstsein, dass uns diese Schuld schon lange vergeben wurde und wir von Gott angenommen sind. Die ständige Betonung, dass „die Kirche“ einen schuldig spricht, könnte dagegen eher Indiz dafür sein, dass man dies selbst macht.

Quelle: SWL