Rückschau Gesprächskreis vom 01.04.2016 – Wie sehe ich den Bereich des professionellen BDSM?

15 Teilnehmer trafen sich im Gesprächskreis SundMehr um das Thema „Wie sehe ich den Bereich des professionellen BDSM?“ zu diskutieren.
Schon in der Vorstellungsrunde zeigte sich, dass die vor Jahren noch vorhanden gewesene Distanz zu professionellen SM-Angeboten in den Stammtischen und Gesprächskreisen, nicht – oder kaum – mehr vorhanden ist. So gab ein Großteil der Teilnehmer an, Kontakte zu professionellen Dienstleistern in dieser Branche zu haben. Umso verwunderter waren einige Teilnehmer, als berichtet wurde, dass manche Stammtische keine professionellen Dominas als Gäste wollen.
Einige Zeit wurde dann darüber diskutiert, inwieweit eine „gekaufte“ SM-Session mit Leidenschaft gestaltet werden kann. Kann Leidenschaft überhaupt gekauft werden? Andererseits – so ein Teilnehmer – gibt es ja auch im tagtäglichen Berufsleben immer wieder Situationen, in denen Menschen ihrer Tätigkeit „mit Leidenschaft“ nachgehen. Ähnlich sei dies auch bei Professionellen aus der SM-Branche: Abhängig von der entsprechenden Tagesverfassung, können die Sessions sehr unterschiedlich ausfallen. Sehr viele Dominas – von männlichen SM-Dienstleistern wurde nur am Rande berichtet – machen „ihre Sache“ durchaus mit Leidenschaft. Die Wenigsten bieten ihre Dienste aus rein finanziellen Gründen – ohne einen Bezug zu BDSM zu haben – an.
Schließlich wurden noch über die Motive gesprochen, die Menschen – meist Männer – ins Domina-Studio führt. Einerseits ist es für Viele, die ihr Faible im Rahmen einer bestehenden Partnerschaft nicht ausleben können, die einzige Möglichkeit. Auch die klare Abgrenzung, zeitlicher und räumlicher Natur, wurde beim Besuch eines Studios positiv gewertet. Der Alltag bleibt dort definitiv draußen, was in vielen privaten BDSM-Partnerschaften manchmal schwerfällt. Man kann sich dort „fallen lassen“ ohne einen partnerschaftlichen Hintergrund beachten zu müssen.
Einige berichteten, dass sich durchaus etwas wie eine „Beziehung“ zwischen Kunden und Domina entwickeln könne. Dafür spricht auch die nicht geringe Anzahl an Stammkunden, die fast jede Domina hat. Ein Teilnehmer schätzte die Möglichkeit, eine Session nach genau seine Vorgaben und Wünschen zu gestalten. Dies war wiederum der Grund für eine andre Teilnehmerin, ihre Tätigkeit als Domina im Studio zu beenden.
Unterschiedliche Einschätzungen gab es in der Diskussion über die Begrifflichkeit der Prostitution in diesem Zusammenhang. Ab wann sind solche Dienstleistungen Prostitution? Diese Frage konnte in der Runde nicht abschließend geklärt werden, was dem Abend jedoch keinen Abbruch tat, da es sich hier ja eher um eine Randfrage des aktuellen Themas handelte.

 

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Rückschau SundMehr 26.02.16 – Keuschhaltung oder -gehalten werden?

Um sich über das Thema Keuschhaltung auszutauschen, trafen sich 13 Leute, mit sadomasochistischen Vorlieben im Gesprächskreis SundMehr. Nach Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Keuschheit kommt der Begriff „keusch“ von lateinisch conscius = bewusst, wobei das lateinische castitas ein ethisches Konzept der Mäßigung im Umgang mit Sexualität darstellt, zumeist mit religiösem Hintergrund. So lag es nahe, die Eingangsfrage darauf zu richten, wer bereits einmal über einen längeren Zeitraum bewusst auf etwas verzichtet habe. Erstaunlich die fast schon empörte Zurückweisung vieler, die angaben, fast schon selbstverständlich auf nichts freiwillig zu verzichten, sofern eine Krankheit oder aktuelle Laune sie nicht kurzzeitig dazu trieb (wie bei der Frage: „trink ich noch eines, oder geh ich schon heim?“). Bei Sexualität sei das natürlich anders. Diejenigen, die vor allem bezüglich der Ernährung sich an Verzicht erinnern konnten ? wenn auch zum Teil nicht freiwillig, sondern aus gesundheitlichen Gründen – kannten dagegen die Erfahrung, sich an den Verzicht so zu gewöhnen, dass sie ihn nicht mehr als Verzicht erlebten, oder ein gewisses Glücksgefühl, etwa beim Heilfasten, „es geschafft zu haben“. Auch das Beispiel, bewusst auf eine Anschaffung zu verzichten, um sich etwas anderes leisten zu können, wurde genannt. Erstaunlich, wie euphorisch dabei über den einvernehmlich erzwungenen Verzicht im Kontext Sadomasochistischer Erotik gesprochen wurde. Dies sei „die tollste Erfahrung schlechthin“ gewesen, gab eine Besucherin an, bei der die Keuschhaltung zudem ganz ohne irgend welches Hilfsmittel, sondern allein aus Gehorsam praktiziert worden sei. Ihr Dom sei stolz auf seine Sub gewesen, ergänzte sie später. Weil er das Gefühl gehabt habe, sie gehöre wirklich ihm, weil sie sich voll und ganz daran halte. Zuvor waren jedoch auch Zweifel aufgekommen, ob dies so funktioniere, und ob man(n) früher oder später nicht doch selbst Hand an sich lege, um sich Befriedigung zu verschaffen, sofern dies nicht mechanisch eingeschränkt würde. Eine der Aktiv spielenden Anwesenden vermutete, die Wirkung, wie beim Heilfasten: der Körper schütze sich durch die Ausschüttung von Endorphinen. Das führe zum Hochgefühl. Aus der praktischen Sicht eines switchenden wurde dies angezweifelt. Denn schließlich sei es enttäuschend, wenn er frühzeitig aus der Keuschheit entlassen würde oder selbst ausbrechen könnte. Für ihn gehöre unbedingt die Interaktion dazu. Doch fraglich war, was das erotisierende an diesem Verzicht ist. Verstärkt er das Begehren – wie beim Beispiel, wenn man nicht an einen Rosa Elefant denken darf?
Für ihn seien dies mehrere Komponenten, erklärte der Gesprächskreisteilnehmer, von dem der Themenvorschlag stammte: zum einen steigere der Verzicht den späteren Genuss. Dann erlebe er die Macht seiner Herrin und den eigenen Kontrollverlust, als äußerst lustvoll. Und drittens steigere das sich immer stärker anstauende Gefühl auch seine Lust bis ins fast Unermessliche. „Später muss man einen nur noch anpusten und man kommt“ beschrieb er seine Erfahrung. Grundsätzlich blieb dabei aber das Interesse des anderen relevant. Der müsse schließlich immer wieder ankicken und anheizen, damit die Spannung sich weiter steigert. Doch ist dies immer gegeben? Was hat der Dominante davon? Tatsächlich läge viel Arbeit vor dem aktiven Beziehungspartner. Das kann auch schwierig werden, meinte eine Anwesende, wenn sie abends, müde vom Arbeitstag heimkommt, und ihr Partner den ganzen Tag angeheizt ist, weil er das Gerät trage und spüre. Andererseits empfände sie auch die
Hingabe, die aus der angestiegenen Lust entstünde als etwas sehr besonderes. Nur sei sie halt auch manchmal zu faul, um für diese zu sorgen. Es gäbe auch Beziehungen unter SMern, in denen es durchaus sinnvoll sein könne, das Ausleben von Sehnsüchten aus der Beziehung heraus zu verlagern, erklärte ein Besucher. Dann habe man abends, nach der Arbeit, den geliebten Ehemann oder Partner zu Hause und könne ganz ohne Schuldgefühle und komplexe, seine Sehnsüchte außerhalb stille. Dass dies die Lösung für alle Beziehungen sei, hänge jedoch davon ab, ob jemand polyamourös geneigt sei, oder Spielbeziehungen genießen könnte.

Das Gespräch kam an diesem Punkt kurz auf die Thematik „Spiel“. Das Ziel des Spiels müsse an sich ja sein, den Gürtel irgendwann ablegen zu können, um dann kommen zu können, meinte ein neuer Besucher des Gesprächskreises, wobei angemerkt wurde, dass es durchaus Leute gäbe, die die Vorstellung hätten, nie mehr kommen zu dürfen. Die Vermutung entstand, ob es hierdurch zu Impotenz kommen könnte – oder das Spiel mit der Keuschheit eine Verschleierungsmöglichketi der Selben sein könnte. Kurz kam die Vorstellung der reziproken Keuschhaltung auf, bei der ein Dom, mittels selbst angelegtem Keuschheitsgürtel seiner Sub den Sex verwehrt, was kurze Heiterkeit auslöste. Tatsächlich berichtete ein switchender Anwesender von einem spielerischen Umgang, an dem er und seine Partnerin beide Keuschheitsgürtel trugen, um dann jeweils schnell die Rollen wechseln zu können. Ein Besucher, der sich erst seit jüngerer Zeit, aber mit schnell wachsender Begeisterung durch das Internet bewegt, zeigte an dieser Stelle großes Interesse an technischen Raffinessen, von denen er gelesen
hatte; Keuschheitsvorrichtungen, die sich mittels Smartphone steuern ließen und so weiter. Hier wurde einerseits vor Naivität gewarnt, weil das Internet sehr weit und geduldig für allerlei Legenden und
Geschichten sei – andererseits lautete die Grundsätzliche Antwort, auf die Frage, „ob es das wirklich gibt, dass Leute?“ in den allermeisten Fällen „Ja“, wenn auch nur im Einzelfall.

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Rückschau SundMehr am 29.01.2016 – Themensammlung

Zur Themensammlung im Gesprächskreis SundMehr trafen sich am 29.01.2016 9 Leute. Da sich die Anwesenden kannten, konnte auf die sonst übliche Vorstellungsrunde verzichtet werden. Stattdessen wurde offen die in den letzten Monaten spürbar rückgängige Teilnehmerzahl angesprochen. Da eine Verbindung mit den Themen, sowie auch mit der Art, wie diese im Gesprächskreis besprochen wurden nahe liegt, konnte dies gleich mit der Fragestellung des Abends verbunden werden. So wurde also Eingangs jeder um ein Statement gebeten, welche Themen für ihn interessant wären.
Auf das letzte Jahr rückblickend, fand eine der Anwesenden die Thematik „wie lebe ich meinen Sadismus / Masochismus“ besonders gut, will hier jeder von eigenen Erleben berichten konnte. Es gäbe individuelle und unterschiedliche Wege zum Glück und schwierig würde es immer, wenn krampfhaft nach bestimmten Definitionen gesucht würde. Schon die Themenformulierung soll mit jedem einzelnen zu tun haben. Auch andere Anwesende betonten, dass sie es wenig spannend fänden, wenn die Diskussion zu abstrakt würde. Blöd sei es, wenn am Ende die Frage nach einem „Richtig“ und „Falsch“ stünde. Praktische Erfahrungen, die Schilderung des eigenen Erlebens, sei da viel wichtiger.
Wie schon in den Vorjahren, konnte man das Interesse an den Themen daran ablesen, ob ein Vorschlag gleich eine Diskussion nach sich zog. Mehrfach wurden die Themen vom Moderator notiert und sortiert erneut vorgelesen.
Auch die Einladung an Szene-Externe Experten schien auf Interesse zu stoßen. Es entstand eine Hitliste, der gewünschten Themen, die wie folgt aussieht (vorbehaltlich, dass die Einladung der Gäste klappt):

  • Wie habe ich meine Neigung entdeckt – und was habe ich dann gemacht?
  • Wie sehe ich den Bereich des professionellen BDSM?
  • Was war meine beste SM-Erfahrung?
  • „Hilfe, meine Eltern sind pervers!“ denken das die Kinder wirklich

oder ist das Paranoia der Eltern? (Gäste: „betroffene“ (?!) Kinder von betroffenen Eltern).

  • Was ist mein Fetisch – oder ist es nur eine Vorliebe?
  • Scham und Schuld, weil man ist, wie man ist (Gast: Pfarrer)
  • Keuschhaltung – was hat der Aktive davon? Oder will das nur der Passive?
  • Ist SM ein Heilmittel – oder macht nur die Verdrängung von Bedürfnissen krank? (Gast – Psychotherapeutin)

Die Zuordnung zu den Terminen wird noch dauern, weil die Termine mit Gästen mit Priorität, nach Möglichkeit der Eingeladenen festgelegt werden sollen.

ACHTUNG – der übliche Rhythmus (letzter Freitag im Monat), wird sich aufgrund von Brückentagen etwas verschieben. Statt des letzten Freitags im März, treffen wir uns am 01.04. und statt des letzten Freitags im Mai, treffen wir uns am 03.06.

**Hinweis in eigener Sache:** Im Rahmen meiner Weiterbildung zum Coach (DGfC), suche ich Personen, die sich gerne von mir coachen lassen wollen. Die 90 Minütigen Sitzungen werden in 71394 Kernen stattfinden. Wer für sein Berufs- oder Privatleben ein Coaching zur Weiterentwicklung nutzen möchte kann nähere Infos gerne unter sundmehr@gmx.de (dies ist nicht die Info-Adresse des Gesprächskreises) anfragen.

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SundMehr am 29.01.2016 – Themensammlung

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 29.01.2016 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Für die Einen ist es ein unbeschriebenes Blatt, für die Anderen füllt sich das neue Jahr bereits viel zu schnell mit Terminen und Themen, die auf Bearbeitung warten. Was steht für Euch an? Dürfen wir hilfreich sein? Wir wollen darüber sprechen, was 2016 bringt oder bringen könnte – vor allem, welche Themen interessant oder sinnvoll im Gesprächskreis SundMehr zu behandeln wären. Noch ist auch Gelegenheit, Wünsche nach Referenten, Gästen, Fachleuten zu nennen, die wir einladen können, zum reziproken Coming-Out, bei dem ein Experte ohne SM-Neigung auf neugierige Sadomasochisten trifft, um Fragen zu seinem speziellen Thema zu erläutern. Mit welchem Fachmann würde ich gerne mal auf dem Hintergrund von SM sprechen oder seine Sicht der Dinge hören? „Sadomasochismus und Versicherung“, „Obstbau und Bondage“, „Dominanz / Submission und Personalführung?“ (Wir können nicht garantieren, dass wir zu jedem der Themen jemanden finden).
Oder reicht es, wenn wir lange genug im eigenen Saft schmoren? Vielleicht gibt es auch solche Themen, die lieber mancher im vertrauten
Kreis von Gleichgesinnten besprechen würde. Wieder heißt es also: bringt
mit! Diesmal: Themenvorschläge.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

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Rückschau SundMehr: „Grenzerfahrung – Wanderung oder Überschreitung“

16 Besucher mit sadomasochistischen Neigungen trafen sich am 24.04.2015 im Gesprächskreis SundMehr zum Thema „Grenzerfahrung – Wanderung oder Überschreitung“.
Nachdem es beim letzten Gesprächskreis um Zeichen ging, deren Symbolwert ja durch regelhafte Wiederholung an Aussagekraft gewinnt, wurde die Vorstellungsrunde mit der Fragestellung verbunden, wie wichtig jedem einzelnen Abwechslung im Bereich der Erotik ist. Der Tenor der Statements lag bei hoher Zustimmung, wobei Einzelne dies mit der Sicherheit verbanden, die man durch eine gewisse Routine gewinnt, und die wichtig ist, um sich vertrauensvoll fallen zu lassen. Gewarnt wurde auch vor einer Suche nach Abwechslung „auf Teufel komm raus“. Was Spaß mache, könne man ja wiederholen, meinte eine sehr junge Teilnehmerin die aus den Reihen der 3 anwesenden SMJG-Alumnis. Die Dosis macht´s, meinte Jemand, doch man muss nicht alles probiert haben – wichtiger sei Verlässlichkeit. Es geht um abwechslungsreiche Routine.
Das Gespräch wurde dann mit Hinweis auf die Notwendigkeit von Organismen, Reize zu erhalten, die idealerweise weder zu stark, noch zu schwach sind, eröffnet (unter Verweis auf den letzten Besuch eines Psychologen zum Thema „Flow“). Wer seinen Körper spüren will, nimmt zum Beispiel seine Haut erst wahr, wenn er von etwas berührt wird, was leicht, bis schmerzhaft sein kann – ohne Reize spüren wir die Haut, wenn sie gesund ist, gar nicht.
Die Körpergrenze wird erst wahrnehmbar, wenn etwas auf sie einwirkt, was bei Sadomasochisten ja nicht nur sanft sein muss – wird unsere Lust doch oft als Extrem bezeichnet und wir einer Art erotischen Bungee-Springer Fraktion zugeordnet. So hingeleitet zur Frage, in wieweit zunächst nur Grenzerfahrung für die Anwesenden wichtig ist, musste dies erneut von Grenzüberschreitung differenziert werden – für manche auch in der Diskussion ein schmaler Grat.
Ziel sei letztlich für sie, meinte eine der Anwesenden, dass beiden gefällt, was geschieht. Gerade von Besuchern der submissiven Spielart, wurde betont, dass es eher ärgerte, wenn eine Session zu früh aufhöre.
Schwierig sei auch, dass die Grenze nicht immer grundlegend festgelegt werden könne, denn die Tagesform spiele eine Rolle. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie manchmal gar nicht merke, wenn sie bei einer Session besonders viel ausgehalten habe, sondern dies dann von ihrem „Dom“ zurückgemeldet bekomme, während sie nur danach gehe, ob ihr gut täte, was passiert.
Grenzerweiterungen könnten dabei auch stolz machen, wusste ein anderer zu erzählen. Dabei kam es zu einem kurzen Exkurs, dass ja Menschen – ggfs. im viktorianischen Zeitalter – mit sehr engen moralischen Grenzen, den meisten Erweiterungsspielraum, und so die meiste Lust zu gewinnen hätten. Im Gespräch ging es dann jedoch weiter zu den Risiken, die auftauchen könnten: das olympische Prinzip („höher, schneller, weiter“) sei bei einer Session fehl am Platz. Risiken könnten auch auftauchen, wenn man sich nicht klar darüber ist, was man macht. So kann man bei Partys bei anderen erleben, was die treiben, und dann selbst feststellen, ob einem dies gefällt. Andererseits berichtete auch eine devote Teilnehmerin davon, dass sie so einmal ihren „Herrn“ bat, etwas auszuprobieren, was dann in der Realität gar nicht so toll, wie vorgestellt, war. Gruppenerleben kann also auch dazu antreiben, die Grenzen weiter hinaus zu schieben.
Mit diesem Aspekt konnte dann zum Bereich einer Grenzwanderung übergegangen werden. Wenn abgesprochene Grenzen eigentlich die „No-Gos“ sind, werden diese kaum zu überwinden sein. Dennoch wurden Erlebnisse berichtet, wo diese sich innerhalb einer Session verschieben – sogar bis zu einem Niveau, wo sie nach der Session nicht mehr akzeptiert sind, sodass Streit und Beziehungsprobleme die Folge sein können.
Eine positive Variante stellte die Situation dar, wo Partner sehr vorsichtig an ihre Grenzen „gebracht“ wurden, man sich dann dort im übertragenen Sinne aufhalten und die Grenzen dann erweitern konnte.
Fraglich war es hier in der Runde, ob es besser sei, dies vorher anzukündigen, was auch zu Angst vor der Grenzerweiterung führen kann, oder ob man als aktiver vorsichtig einseitig, den Partner an die Grenze bringen kann. Je nach Kenntnis der Situation kann auch die Überraschung mit der Grenzerweiterung, einen Kick bringen – oder gar: ein Psychospiel mit der Angst, indem dem Gegenüber vorgemacht wird, es würde allein gelassen, während der dominante Partner dennoch, zur Sicherheit, in der Nähe bleibt (oder in dem eine sichere Situation, ohne Publikumsverkehr gewählt wird, wovon die Nackte Sklavin, die vor der Türe, im Hausflur stehen muss, jedoch nichts weiß). Dennoch bleibt hier höchste Vorsicht angeraten, das geforderte Vertrauen und die Selbstaufgabe nicht zu enttäuschen. Ein Absturz könnte die Folge sein und starker Klärungs und Redebedarf noch als mildeste Folge – eine Traumatisierung, oder das Aufkommen von Erinnerungen an eine solche, dann die schlimmste; denn dies schließt therapeutischen Handlungsbedarf ein.
Bei all dem war aber auch die Erfahrung anzutreffen, von Subs, die selbst Angst vor einer Grenzüberschreitung hatten, sie aber gerne erleben würden. Sofern dies durch den dominanten Mitspieler ermöglicht werden kann, stellt dies sicher eine große Stärkung der Beziehung dar.
Je mehr sich eine Grenzerweiterung einer Grenzüberschreitung nähert, desto heikler wird die Situation. Denn eine Grenzüberschreitung bleibt letztlich Gewalt, wenn sie nicht durch den eigenen Wunsch des Mitspielers abgesegnet wird, und fällt damit aus dem Rahmen der Einvernehmlichkeit und unseres Verständnisses von SM. „Was soll auch eine Grenzerweiterung, wenn sie all die üblen Gefühle mit sich bringt, die die Situation unschön werden lassen?“, kommentierte eine Anwesende diesen Aspekt.
Die eigene Partnerschaft, und sei es auch die Beziehung zum Spielpartner, war den Anwesenden dann letztlich doch wichtiger, als Grenzdiskussionen in der Partnerschaft oder vor einer Session. Nach der Session, muss man sich körperlich, geistig und seelisch wohl fühlen, schloss ein Anwesender ab. Wobei die Art des körperlichen Wohlfühlens dann auch, wie alles Diskutierte, sehr unterschiedlich sein kann.
Besonders am Thema interessierte Anwesende wurden noch auf die aktuelle Fachbuch-Neuerscheinung der Soziologin Dr. Phil. Elisabeth Wagner: „Grenzbewusster Sadomasochismus : SM-Sexualit?t zwischen Normbruch und Normbestätigung“ hingewiesen, bevor der unmoderierte Teil sich anschloss.

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SundMehr am 24.04.2015 – Grenzerfahrung – Wanderung oder Überschreitung

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 24.04.2015 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Ob wir bei SM doch heimlich eine Grenzüberschreitung (aktiv oder passiv) wollen haben wir uns schon gefragt, als es darum ging, wie wir unseren Masochismus oder unseren Sadismus ausleben. Vielleicht hat sich auch mancher schon im stillen Kämmerlein, beim Ergründen seiner Neigungen überlegt, ob er oder sie nur jemand dahin bringen will, wo seine Grenze eigentlich wirklich ist – oder ob er will, dass ihn jemand dorthin begleitet? Warum gehen wir nicht selbst?

Als die Psychologin und Kolummnistin des BDSM Magazins „Schlagzeilen“, Lydia Benecke vor 6 Jahren ihre Diplomarbeit vorlegte, ging um die Frage, ob das „Persönlichkeitskonstrukt Experience Seeking bei Sadomasochisten stärker ausgeprägt als bei Nicht-Sadomasochisten“ ist. Wenn Wikipedia recht hat, ist Expirience-Seeking einer von vier Unterpunkten, des Sensation Seeking wobei es darum geht, sich beständig neue Reize zu gönnen, was dort vor allem am Lebensstil festgemacht wird, der durchaus auch destruktiv sein kann (im erwähnten Artikel finde ich zumindest keine positiven Beispiele – wobei SM ja fehlt).

Damit nicht jeder sich die ganze (wenn auch sehr interessante) Diplomarbeit durchlesen muss, wollen wir im Gespräch untereinander klären, ob es uns bei SM vor allem um Abwechslung geht und ob wir dauernd den besonderen Reiz suchen. Geht es uns in Sachen Erotik vor allem um Grenzerfahrung – Wanderung oder Überschreitung, oder um Beziehung, Näher und Geborgenheit? Oder gehört das bei uns alles zusammen?

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett.

Übernachtungsmöglichkeit besteht im angeschlossenen (bürgerlichen) Hotelbetrieb. Besucher, die vor allem wegen des Essens kommen wollen, werden gebeten, ca. 1 Stdt. früher da zu sein.

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Rückschau SundMehr „Zeichen“ vom 28.03.2015

Um sich über den Stellenwert von Zeichen, im Zusammenhang sadomasochistischer Erotik auszutauschen, trafen sich 17 Männer und Frauen am 27.03.2015 im Gesprächskreis SundMehr. Bei der Vorstellungsrunde kam es zu kurzzeitiger Begriffsverwirrung, was denn nun mit Zeichen, die mehr als Signale sind, gemeint sei.

Sind es die Andeutungen, ob gefällt, was gerade geschieht, ob zu stark oder zu schwach, Signale der Lust oder Unlust? Es ging um sichtbare, oder spürbare Zeichen, die getragen, gefühlt werden und nicht nur eine Bedeutung signalisieren, sondern erfahrbar darstellen sollen. Nach einer Präzisierung, fanden sich weniger Anwesende, die mit solchen Zeichen etwas anfangen konnten; wobei die Funktion von Zeichen schon klar schien: wer schon tagsüber während der Berufstätigkeit viel Zeit miteinander teilt, hat es schwerer, eine genau definierte Situation SMig zu gestalten, als Leute, die sich nur zum Spielen treffen; ist doch schon durch die Spielbeziehung definiert, worum es beim Wiedersehen geht. Doch auch in langjährigen Beziehungen scheinen Zeichen, wie das klassische Halsband, wichtig zu sein, um den Beginn und das Ende einer Session zu definieren, während der die Betreffenden auch gar nicht die Partner aus dem Alltag sein wollen.

Ein Anwesender berichtete, genau dies hätte seine 24/7 Sehnsüchte unterstützt, in dem er am liebsten „gezeichnet“ gewesen wäre, langfristig, um so die Sicherheit zu empfinden: dass die schöne Session ja gar nicht aufhört. Problematisch sei gewesen, dass die Partnerin selbst kein Zeichen getragen oder am eigenen Leib gespürt habe, dass sie an ihre Rolle erinnerte; wodurch dann auch die dauerhafte Erotisierung der Situation bei mehreren Versuchen gelitten habe. Ein anderer berichtete davon, dass für ihn früher die Notwendigkeit von Zeichen Ausdruck dafür gewesen sei, dass es an authentischer Ausstrahlung der Beteiligten mangelte. Inzwischen sähe er da anders. Er denke dabei nun immer auch an die Fetische von Naturvölkern, die sich durch den Kontakt mit dem Fetisch für den Einfluss einer höheren Macht öffnen. Als Analogie konnte dies von einigen Anwesenden nachvollzogen werden, geht es bei SM doch auch darum, dass man sich einem anderen (als dem alltäglichen) Kontext und Gefühl öffnet.

An dieser Stelle ergab sich bei den Gesprächen auch eine Parallele zum Thema „Rituale“. Ein anwesender dominanter SM-Liebhaber berichtete davon, dass er auch gerne um sich selbst in Stimmung zu bringen, schon vor einer verabredeten Session die passende Musik auflege. Auch die Situation, das Setting einer Session, könne als entsprechendes Zeichen gewertet werden, was auf Partys zu sehen sei, wenn es verschiedene Spielgelegenheiten gäbe, umrahmt von anderer Musik: dort wo SM „gespielt“ werden sollte, würde dann oft andere Musik laufen, als an Orten, mit Gelegenheit zur Bondage.

Langfristig benutzte Zeichen könnten sich auch abschleifen, wusste jemand zu berichten und andere Erkennungszeichen, wie der klassische „Ring der O“, ergänzte ein anderer, wurden auch mehr oder weniger absichtlich oder bewusst, als Erkennungsmerkmal benutzt, um andere Gleichgesinnte im Alltag zu entdecken.

Doch wer braucht Zeichen eher – die submissiven oder die dominanten SMer? Was Zeichen am Körper betraf, war man sich klar. Gab es doch einige passive SMer, die eher stolz auf Male waren, die sie von einer Session davon getragen haben, selbst, wenn diese eine bewusste Organisation und Planung von Sauna-Aufenthalten nach sich zogen. Allerdings gab ein passiver, vor allem eher Bondage interessierter Besucher auch an, dass es ihm vor allem darum ginge, an was ihn die Zeichen erinnerten. Wäre es eine schöne Erfahrung – zum Beispiel emotional „geflogen“ zu sein – wären die natürlich gut. Allerdings habe er auch schon erlebt, dass er mehr aushalten wollte, als ihm gut tat – wodurch die Spuren dann eher Erinnerungen an eine negative Erfahrung mit sich brachten.

Bei der Interaktion der Beteiligten können Zeichen auch sinnvoll und notwendig sein, wenn es darum geht, „normale“ alltägliche Hilfsbereitschaft und Partnerschaftlichkeit von erotisierter Submissivität abzugrenzen: kurz wurde dazu eine Situation skizziert, in dem die dominante Partnerin sich in ihrer herrschenden Rolle sonnt, die wohl schon so ausgefeilt ist, dass ihr Partner ohne angewiesen zu sein, bereit ist, sie mit dem ersehnten Glas Sprudel aufmerksam zu bedienen, während dieser dies nur lustlos, in der Werbepause vom Tisch gegriffen hat um auf dem Weg in die Küche das Getränk mit zu bringen, damit er seinen Film später in Ruhe weiter betrachten kann, ohne seinen Dienst auch nur im Geringsten zu erotisierten; ein praktisches Beispiel dafür, dass an ihm „vorbei dominiert“ wurde… Zeichen, Signale der Dominaz hätten hier schon geholfen, die Situation klar zu halten.

Bei all dem – fand ein Anwesender – gäbe es auch Frauen, die mit althergebrachter Höflichkeit (Handkuss, in die Jacke geholfen bekommen, Feuer angeboten zu bekommen), gar nichts mehr anfangen könnten, oder dies für unemanzipiert hielten. Tatsächlich könnte dies daher rühren, dass manche Umgangsform mit einem überkommenen Rollenverständnis verbunden ist, das natürlich dann von der Umgangsform getrennt werden müsste. Mancher Beziehungsratgeber könnte beinahe eine DS-Beziehung skizzieren, ist doch heute unvorstellbar, was auch im bundesdeutschen Familienrecht bis in die 70er Jahre für Ehefrauen noch für Entrechtungen galten. Kurz wurde dann noch ein kultureller Vergleich angeregt, der dann jedoch abgebrochen werden musste, weil die Frage, ob Mitmenschen mit Migrationshintergrund sich weniger in der SM-Szene aufhalten oder anders mit Erotik umgingen, kaum fundiert, ohne die Zuhilfename von Klischees diskutiert werden konnte, und das Thema sich zu verschieben drohte.

Nur kurz fiel dann die Abschlussrunde aus, bevor die Teilnehmer sich dem unmoderierten Teil widmen konnten.

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Rückschau SundMehr am 27.02.2015 „Wie lebe ich meinen Masochismus“

26 Männer und Frauen mit sadomasochistischen Neigungen trafen sich am 27. Februar im Gesprächskreis SundMehr zur Fragestellung „Wie leben ich meinen Masochismus“, als Gegenstück des Themenabends zum erotischen Sadismus, im Oktober letzten Jahres (siehe http://www.sundmehr.de/Termine/20141031.htm).

Die Statements in der Vorstellungsrunde brachten zu Tage, dass einige Besucher zwischen Sexualität und Sadomasochismus unterschieden: „Es muss nicht immer was lustvolles dahinter stehen“, fand ein Teilnehmer, was den Hinweis nach sich zog, dass jeder, der sich mit Motivation beschäftigt, nun vor dem Rätsel stünde, warum er dann Masochismus anstrebe; zumal die Lust am Leiden ja per Definition dazu gehöre.

In der SM-Szene weithin bekannten Erläuterungen wurden zitiert; wie die, dass Schmerzen (als starke Reize) auch entspannend wirken können. Es käme zur Hormonausschüttung im Gehirn – jedoch könne es auch einen psychischen Schmerz geben, „gehorchen zu müssen“, was dann als „psychischer Masochismus“ bezeichnet wurde. Fraglich war, ob damit das Selbe gemeint sei, wie bei Spielen mit Dominanz und Submission. Sei es nicht! Stellte eine Teilnehmerin fest, denn eine devote Spielerin wolle ja gehorchen, während es bei diesem psychischen Masochismus um Demütigungen und die Lust an noch mehr Reglementierung, Sanktion, Strafen ginge, die ja auch irgendwie weh täten, was beim perfekten Gehorchen-Wollen oder der perfekten Hingabe ja nicht der Fall sei.

Ein Teilnehmer nahm dies zum Anlass, eindringlich vor einem tiefen Eingriff in die Persönlichkeit, insbesondere das Selbstwertgefühl zu warnen. Schläge des Dominanten Partners – die für das Ausleben von körperlichem Masochismus genossen werden könnten, seien vom aktiven eher zu kontrollieren, ergänzte ein anderer. Denn wenn man aufhöre, wäre der erfahrbare Reiz weg. Verbale Demütigungen wirkten dagegen noch lange nach.

Die Frage, wie man denn seinen individuellen Geschmack am Masochismus ausleben könne, wurde dann in die Runde geworfen – zumal man dabei ja auf das Mittun des Partners angewiesen ist. Als Essenziell wurde allgemein das spätere Sprechen über die Session, betrachtet; die Darstellung, was einem gut tut und was nicht. Doch müsse auch vor einem Zerreden der Situation gewarnt werden – stellte sich als Dilemma heraus.
Es könne auch die sadistischen oder dominanten Mitspieler verunsichern, wenn zu genau definiert wird, was sein soll und was nicht. Besser ist es da, für die Subs, ihre Herrschaften auf ihrem Trönchen zu belassen, statt sie von dort zu stoßen. Eine Beziehung kann da vieles relativieren – wenn es jedem der Beteiligten darum geht, dem anderen gut zu tun – ein Aspekt der auch dominant masochistischen SMern wichtig sein sollte.
Leute, die nicht in einer Beziehung leben, sondern zum Ausleben ihrer Sexualität auf Spielbeziehungen oder die Inanspruchnahme professioneller Dienstleisterinnen angewiesen sind, stehen hier natürlich vor einem Problem.

Masochismus ist, selbst in nicht einvernehmlicher Form, immer mehr davon abhängig, dass es jemanden gibt, der mit macht. Schwierig ist es, wenn man als Sub nicht sagen kann, was man will, sondern erst die Aktion des dominanten Parts abwarten muss, um durch die eigene Reaktion zu zeigen, dass gut war, was gerade geschehen ist. Muß da der Ausdruck von Gefühlen, der ja bewusst als Kommunikationsmittel eingesetzt werden soll, nicht zunächst gründlich durchdacht werden? Kann man so noch spontan und genau bei sich selbst sein?

Dennoch ist zu berücksichtigen, dass die Beteiligten als Team miteinander am Erfolg der Session arbeiten müssen – was die SMig-romantische Illusion einer Beziehung, die im harmonischen Gegensatz der Machtverhältnisse aufgeht, leider ins Traumland verweist. Fraglich ist, ob der „Wunschzettelsub“ gar nicht so verfehmt sein sollte – gibt es vielleicht ja auch den „Wunschzetteldom“. Im Bereich der Organisationssoziologie gibt es inzwischen den Begriff des „Cheffing“:
die Führung eines Vorgesetzten durch die Mitarbeiter (zum Beispiel hier: http://www.abendblatt.de/wirtschaft/karriere/article109512773/Cheffing-Wie-Mitarbeiter-ihre-Chefs-fuehren.html), bei dem vielleicht eine Analogie zum gefürchteten „topping from the bottom“ gesehen werden kann, das als Feind jeder traumhaften SM-Beziehung betrachtet wird. Doch warum eigentlich? Weil die Regie immer beim Dom sein sollte (wie einige SMige Doms meinen), es aber doch nicht ist, wie erfahrene Subs wissen.

Insgesamt schwierig schien es, durch die große Besucherzahl an diesem Abend, einen roten Faden in das Gespräch zu bringen. Positiv fiel dabei auf, dass es kaum zu Festlegungen oder Wertungen kam. Dafür standen viele Themen wie ein bunter Strauß von Aspekten neben einander und fast jeder Anwesende beteiligte sich am Gespräch. Nur kurz soll darum die Gesprächssequenz darüber erwähnt werden, dass Schmerz auch etwas Regeneratives haben kann, was die Wortschöpfung der „Wellness-Haue“ nach sich zog, wobei klar war, dass auch das Ausbleiben sadomasochistischer Zuwendung zu Unwohlsein und Gereiztheit führen kann. Andiskutiert wurde auch, ob Masochismus eine andere Art von Befriedigung ist, als Sexualität, zumal Orgasmen ja nicht zwingend dazugehörig sind. Fraglich war auch für eine Teilnehmerin, ob sie ihren Dom nicht manipuliert, in dem sie ihre Wünsche äußert, und so genau das, was sie genießt – das Erleben seiner Macht – sich selbst nimmt.

So bleibt das Dilemma wieder die Kommunikation, die eingangs ja als so wesentlich hervorgehoben wurde. Relevant, um seinen Masochismus zu leben, scheint die Frage, ob der passive, masochistische, submissive oder devote Partner sich auf seine Rolle einlassen kann; ob er „nicht erwarten“ wollen kann, oder gar erwarten kann, dass er nichts erwarten will um die Macht des dominanten Partners nicht in Frage zu stellen, was das Paradoxon komplett macht. Denn als schwierig empfanden die meisten, die ihren Masochismus (er)leben wollten, wenn sie den Eindruck hatten, der „Dom“ mache etwas nur für sie oder weil es Sub jetzt gut tut, wobei auch hier wieder klar wurde: dass auch dies dem dominanten Partner viel geben kann, wodurch es ja wiederum doch nicht nur für den anderen macht.
Falls das dem Sub nicht klar ist, kann eine Session hieran jedoch scheitern…

So könnte der Name des Teufels, der am Ende in jedem Detail steckt, und das schöne perverse Spiel kaputt zu machen droht, ganz klar benannt werden als: „Paradoxon“.

Quelle: SWL

BDSM-Spezial von „Paula kommt!“ zum Kinostart von „50 Shades of Grey“ – am Samstag, 14. Februar 2015, um 22:15 Uhr, auf sixx

„Sexuelle Erniedrigung ist mir wichtig.“

Bild: sixx

Bild: sixx

Über 100 Millionen verkaufte Exemplare weltweit, davon alleine 10 Millionen in Deutschland, ausverkaufte Kinosäle schon Wochen vor Filmstart und Baumarktketten, die sich auf einen Ansturm auf Kabelbinder, Seile und Klebebänder einrichten: Die Erotik-Trilogie „50 Shades of Grey“ bricht alle Rekorde. Doch was fasziniert die Menschen so sehr an der Liaison Dangereuse zwischen Studentin Anastasia und Milliardär Christian Grey? Sex-Expertin Paula Lambert (40): „Die Romane sind nichts wirklich Neues, denn BDSM ist in der Literatur schon lange Thema. Aber der Bestseller hat diese Spielart salonfähig gemacht und vielen die Chance eröffnet, auch härtere Wünsche im Bett freier und ohne schlechtes Gewissen auszuleben. Unter einer Voraussetzung: Vertrauen, Einverständnis und Respekt vor den individuellen Grenzen sind und bleiben bei dieser speziellen sexuellen Gangart ein absolutes Muss.“

Was für viele eine heiße Fantasie ist, ist für Oliver (33) und Bibi (29) gelebte Realität. Seit zehn Jahren sind die beiden ein Paar. Im Alltagsleben gibt Bibi klar den Ton an, zwischen den Laken tauschen die beiden die Rollen. „Für ein ausgefülltes, befriedigendes Sexleben ist mir Erniedrigung wichtig“, beschreibt Bibi im Gespräch mit Paula Lambert ihre sexuelle Sehnsucht, die in ihr aber auch gemischte Gefühle auslöst: „Gerade, wenn man mit bösen Dingen konfrontiert wird, die Männer Frauen antun, dann steht das in einem ständigen Widerspruch zu den eigenen Neigungen. Und dann hat man natürlich ein Schamgefühl, weil man sich vor sich selbst schämt, dass man die Erniedrigung braucht und möchte.“

Neben den persönlichen Erfahrungen von Bibi und Oliver kommt bei „Paula kommt!“ auch ein „Gentledom“ zu Wort und verrät, was ihn am Spiel von Schmerz, Lust und Erniedrigung reizt. Außerdem zeigt Bondage-Profi Matthias T.J. Grimme, welche Kunstfertigkeit in einer perfekten Fesselung steckt.
Das BDSM-Spezial von „Paula kommt! Sex- und gute Nacktgeschichten“ ist am Samstag, 14. Februar 2015, um 22:15 Uhr zu sehen. Direkt im Anschluss zeigt sixx zwei weitere „Paula kommt!“-Folgen, die sich ebenfalls ausführlich dem Thema BDSM widmen.

Ganzen Folgen, alle Highlights aus der Sendung und exklusive Ratgeber-Videos zum Thema BDSM sind zudem auf www.sixx.de/paula-kommt abrufbar.

Quelle: sixx

Rückschau: Inszenierte Gewalt und Staatsgewalt (Polizist bei SundMehr zu Gast)

Um sich mit damit auseinander zu setzen, wie sich das unverhoffte Zusammentreffen von Vertreter der Staatsgewalt mit Liebhabern inszenierter Gewalt gestaltet, trafen sich 16 Teilnehmer des Gesprächskreises SundMehr am 26.09.14, um mit einem Kriminalbeamten des Hauses der Prävention in Waiblingen ins Gespräch zu kommen. Bereits zum zweiten Mal war dieser der Einladung gefolgt und diesmal mit einer Praktikantin aus dem Bereich der Sozialwissenschaften erschienen.
Die Ausbildungsinhalte bei der Polizei hätten sich gewandelt, erläuterte der Polizist eingangs. Inzwischen stehe nicht nur die Funktion des Ordnungshüters im Mittelpunkt. Auch Kenntnisse für das Konfliktmanagement und des Opferschutzes hätten an Bedeutung gewonnen, was auch Grundlage für die Einrichtung seiner Stelle im Bereich der Prävention gewesen sei.

Wenn auch die Anfrage des SM-Gesprächskreises nicht alltäglich sei, werde diese ganz normal behandelt, wie auch von Schulen zu Themen wie Verkehr oder Drogen, oder von Kleingärtnervereinen und Frauenkreisen, wenn es um häusliche Gewalt oder Einbruch ginge.

Wie auch bei seinem ersten Besuch vor drei Jahren hatte der Polizist nach der Anfrage eine spontane Email-Rundfrage bei seinen Kollegen gestartet, inwiefern Sadomasochismus schon einmal Gegenstand eines Einsatzes gewesen sei. War damals bereits nach 10 Sekunden die erste Antwort eingetroffen, erhielt er diesmal gar keine Antwort. Und auch das damalige Ergebnis bestand nur aus einem Vorkommnis, bei dem ein Paar die Polizei gerufen hatte, weil der Schlüssel für die Handschellen verloren gegangen war ? sodass die Beamten als Freund und Helfer mit ihrem Schlüssel aus der misslichen Situation helfen konnten, erläuterte der Beamte, was verständnisvolle Heiterkeit unter den Zuhörern auslöste.

Solcherlei Vorkommnisse führten aber lediglich zu einer Aktennotiz, weil kein Tatbestand vorliege, der zu weiteren Konsequenzen führte.

Das geringe Ergebnis seiner spontan-Umfrage sei allerdings dahingehend interessant, dass durch eine Umstrukturierung der hiesigen Polizeidirektion sein Zuständigkeitsbereich ? und damit das Einzugsgebiet der Umfrage ? inzwischen auf das dreifache angestiegen sei.

Per Beamer präsentierte der Gast einige Zeitungsmeldungen und Pressemitteilungen und erläuterte daran, wo die Polizei im Konfliktfall zivilrechtliche Ansprüche umsetzen müsste (wenn der Eigner des Torture-Ships keine Partys mehr veranstalten will) und wo es um den Anfangsverdacht einer Straftat geht (wenn verdächtige Gegenstände aufgefunden werden, die sich später als SM-Equipment entpuppen ? womit sich der Verdacht dann erledigt).

Unter besonderer Beobachtung der Polizei stehen insgesamt ?verdächtige? Orte, wie z.B.Spielplätze, auf denen gehäuft Spritzen oder anderes Zubehör von Drogenkonsumenten aufgefunden wird. Primär zählen Locations, in denen SM-Partys veranstaltet werden, nicht zu solchen verdächtigen Orten, erläuterte der Kriminalhauptkommissar, wobei ein Teilnehmer zu berichten wusste, wie aufgrund der für Außenstehenden verdächtigen Geräusche eine Polizeistreife gerufen wurde, als eine größere Party stattfand. Die Beamten wurden dann begeistert begrüßt, in dem ihr Outfit, wie Uniform und Handschellen gelobt wurden.

Einige Teilnehmer wiesen dann im Gespräch darauf hin, dass die Polizei oft instrumentalisiert würde, um gesellschaftlich Vorurteile, unter dem Deckmantel der Ordnung umzusetzen. Zum Beispiel, indem einem Veranstalter eine Konzession verweigert wird, für den Ausschank von Getränken, weshalb der der Veranstaltung einen privatem Rahmen verleiht und zum Selbstkostenpreis verpflegt. Taucht hier eine Lücke im Dickicht der Verwaltungsvorschriften auf, die negativ gesinnten Nachbarn oder dem Ordnungsamt einen Vorwand bietet, die Veranstaltung verbieten zu lassen, wird die Polizei gerufen, um die Situation zu ?klären?, wobei es egal ist, welche Haltung der Beamten haben, denn hier muss die Polizei einfach ihrer Funktion gerecht werden, den Rechtsstaat und die Ordnung umzusetzen (wie beim ?Schutz? von Demonstrationen gegen Großprojekte wie Stuttgart 21 oder bei Atommülltransporten).

Im praktischen Fall wird hier oft gegenseitig mit ?der Polizei gedroht?, wobei diese ja gar keine Urteile spricht. Ein Teilnehmer berichtete dass seine Kinder einen Nachbarn fotografierten, der auch vom Nachbargrundstück gut sichtbar in seiner Wohnung ein Ganzkörper-Sonnenbad nahm und teilweise auch sexuelle Kontakte pflegte.
Vom eigenen Grundstück aus, hatten sein Nachwuchs sogar das Zoom-Objektiv eingesetzt, worauf der Nachbar vorstellig wurde und die Bilder einforderte.

Der springende Punkt sei hierbei immer jeweils gegenseitig das Ausstrahlen des eigenen Verhaltens in die Öffentlichkeit. In seinen vier Wänden könne sich jeder so verhalten, wie er wolle; sei es Nacktbaden oder Fotografieren. Relevant wäre hier, ob eine Absicht hinzukäme, wie der Einsatz eines Zoom-Objektives, um einen Bildbereich hervor zu heben, der mit bloßem Auge im halb Verborgenen bliebe oder der Provokation von
Aufmerksamkeit für die eigene Geschlechtlichkeit ? zudem: vor Kindern, was sogar einen Straftatbestand darstellen könnte.

Ähnlich sei es, wenn eine ?Sklavin? an der Leine auf der Straße entlang geführt werde. Während dies allgemein ?Erregung öffentlichen Ärgernisses? darstellen könne, wäre hierbei auch relevant (und ggfs. von hinzu gerufenen Polizisten zu untersuchen), ob dies in einem Umfeld geschah, wo der verärgerte Bürger damit rechnen musste ? beim CSD oder Karneval erscheine dies anders. Wenn z.B. der Sub, halb verschämt mit unter der Jacke versteckten gefesselten Händen in einer unbelebten Seitenstraße entlang geführt wird, sei eine Absicht, Ärgernis zu erwecken, ja nicht anzunehmen. Letztlich stelle dies auch nicht das ?vortäuschen einer Straftat? dar und auch nicht das vorsätzliche unnötige auslösen eines Polizeieinsatzes, die im Zweifelsfall ja von andere gerufen worden seien, weshalb es unwahrscheinlich sei, dass die Kosten für die Anfahrt dem betreffenden in Rechnung gestellt würden.

Aus dem Kreis der Teilnehmer kam noch die Anfrage, wie die Situation einzuschätzen sei, wenn nach einer Session der passive Teilnehmer sich entscheidet den Aktiven anzuzeigen, obwohl während der Session Einvernehmlichkeit voraus zu setzen war. Das Wesen von ?Freiwilligkeit? sei, so eine andere Teilnehmerin, dass diese sich auch jederzeit ändern könne, was zeige, wie wichtig ein guter Kontakt und eine gute Kommunikation zwischen den Beteiligten auch während der Session ist.
Klar, könne eine schriftliche Einverständniserklärung ? so der Polizist ? im Konfliktfall nochmal für eine ganz andere Sicherheit sorgen, weil sie ein größeres Gewicht habe. Aus der Runde wurde an den ?Fall Kachelmann? erinnert, der manchen Sadomasochist einen Kontext zu SMigen Spielen ahnen ließ. Doch Schlammschlachten werden letztlich vor Gericht ausgetragen. Die Polizei habe, im Fall des Anfangsverdachtes von häuslicher Gewalt, das Ziel, herauszubekommen, wer das Opfer sei. Dazu würden die Beteiligten nach Möglichkeit auch getrennt befragt ? denn Dilemma sei ja, dass gerade auch bei real vorhandener häuslicher Gewalt die Opfer später sogar selbst verharmlosen und in ihren destruktiven Beziehungen verharren.

Gegen Ende wurden noch Rückfragen gestellt, welche Gegenstände als Waffen gelten, deren Mitführen an der Öffentlichkeit verboten sei. Hier verwies der Gast darauf, dass eine ?Waffe? ein Gegenstand sei, der bestimmungsgemäß als Waffe hergestellt worden sei. Gerüchte, dass ein Rohrstock über 80 cm als Waffe gelte, seien daher hinfällig, wobei es auch Abstufungen gäbe, nach dem Waffengesetz, das sich auch von Zeit zu Zeit verändere (Informationsmaterial kann darüber vom Haus der Prävention bezogen werden, und wurde auch schon beim ersten Besuch verteilt).

Auf die Bitte, welche generellen Tipps er für die Teilnehmer habe, falls es überraschend im Zuge einer Session zum Kontakt mit der Polizei käme, empfahl er möglichst umfassend und offen zu kommunizieren, um was es sich handle, ohne aus falscher Scham zu verheimlichen oder zu verhehlen dass es sich um BDSM Praktiken gehandelt habe. Den Anfangsverdacht häuslicher Gewalt, kann auch ein ?szenetypisches Ambiente? plausibel ausräumen, wie schon beim letzten Besuch (http://www.sundmehr.de/Termine/20110826.htm) erläutert worden war.

Mit herzlichem Dank wurde der Gast von der Runde verabschiedet, wobei er auch zusagte, bei erneutem Interesse oder Bedarf, gerne in drei Jahren erneut vorbei zukommen.

Quelle: SWL

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