Rückschau: SundMehr am 03.06.2016 – „Als ich merkte, was mir Lust macht…“

Um sich darüber auszutauschen, wie es war, als sie entdeckten, dass SM Lust macht, trafen sich am 03. Juni 17 Männer und Frauen im Gesprächskreis SundMehr. Schon bei der Vorstellungsrunde stellte sich heraus, dass nicht nur der Zeitpunkt, der Entdeckung der eigenen Sehnsüchte stark unterschiedlich ist, sondern dass man den
Entdeckungsprozess selbst unterteilen muss: Während der eine seine Neigungen kennt, solange er denken kann, fiel anderen erst als Erwachsener auf, was sie wirklich kickt. Erst im Nachhinein wird dann klar, warum bestimmte Filmszenen oder Romane immer schon einen besonderen Reiz auf die Person ausübten.
Während mancher sich an diffuse Lüste im Kindesalter erinnerte, die er als Jugendlicher als „sadomasochistisch“ benennen und zielstrebig deren Umsetzung anvisieren konnte, ist dies für andere nicht die Normalität.
So schein sich bei einigen Berichten die Integration ihrer Neigungen oft
in einer Wellenbewegung zu zeigen: vom Erspüren, über das Benennen, zur Umsetzung. Der Weg zur Befriedigung ist hierbei oft weit. Während ein Teilnehmer berichtete, als 30 Jähriger, durch eine öffentlich-rechtliche TV-Reportage („unter deutschen Dächern“) darauf gekommen zu sein, was ihm Lust macht, dauerte es weitere zwanzig Jahre, bis er zu ersten Umsetzungsschritten kam, die noch weiter auszubauen sind.
Andere, die ihre Neigung als Jugendliche schon benennen konnten, hatten ohnehin gerade ihre Lesephase, und interessierten sich dann halt für die entsprechenden Klassiker von de Sade und die filmische Umsetzung der „120 Tage von Sodom“. Ein Teilnehmer berichtete halb ironisch von einer Zeit als er im jugendlichen Alter sich die erste Gerte gekauft habe und dann Mühe hatte, seine verschiedenen Beziehungen zu koordinieren. Auch problematische Lebensabschnitte, wie die Beziehung zu einem sadistischen Lebenspartner, der Dinge tat, die die Partnerin deutlich ablehnte und die zur Beendigung der Beziehung führten, bevor die Berichtende selbst sich auf die Suche machte, ihre Neigungen zu erforschen, können Marksteine auf den Weg zur sexuellen Identität darstellen. Neugier und Offenheit kennzeichnen bei vielen Teilnehmern den Weg; der zu Schwierigkeiten führt, wenn der Ehepartner frisch entdeckte Lüste nicht teilen kann. So berichtete eine Anwesende, dass einiges, was jahrelang zum erotischen Repertoire gehörte, ausbaufähig in Richtung SM gewesen sei. Kaum hatte sie dies als Wunsch ihrem Gatten gegenüber geäußert, verschwand dies restlos von der Bildfläche der gegenseitigen sexuellen Ausdrucksmöglichkeiten.
Eine Zäsur durch das Internet, beim Entdecken sadomasochistischer Neigungen dar, stellte ein Teilnehmer fest. Und tatsächlich definierte sich früher als Sadomasochist eher derjenige, dem sich diese Erkenntnis aufdrängte, ohne dass er sich aus Neugier auf die Suche danach machte.
Durch die weltweite Vernetzung ist dies nun einfacher und wird ergänzt, durch eine Flut von medialen Darstellungen in Film und Fernsehen.
So scheint das Bild des Sadomasochisten, der sich auf jahrelanger Identitätssuche mit Schwierigkeiten zu seinem Coming-Out durchringt und mühevoll lernt, zu seinen Neigungen zu stehen, stark rückläufig zu sein; berichteten an diesem Abend doch nur 3 der anwesenden von entsprechenden Erfahrungen. Für alle anderen standen positive Entwicklungsschritte des Ausprobierens und der Selbstentdeckung im Vordergrund.
So erzählte eine Anwesende, kurz nach ihrer Scheidung die ersten sadomasochistischen Erfahrungen gemacht zu haben und damit eher das Ende ihrer Ehe gefeiert zu haben, statt das Gescheitert-Sein zu betrauern.
Bei der Suche, nach einem befriedigenden Ausleben scheint die Partnersuche doch ein großes Problem darzustellen. Auffällig gering ist dies, wenn das finden einer SM-Beziehung nicht im Vordergrund steht, sondern sich die Möglichkeiten, Sadomasochismus in die partnerschaftliche Erotik zu integrieren, sich eher zufällig ergibt.
Auch berichtete ein Anwesender von Lebensphasen, in denen es für ihn andere Prioritäten, wie Studium, Beruf oder andere Hobbys gab. Es gäbe
viele Gruppen, zu denen er gehöre: Motorradfahrer, IT-Spezialisten oder Musiker. Die Gruppe der Sadomasochisten sei nur eine von vielen – Sadomasochismus also nur ein Merkmal von vielen in seinem Leben.
Statt des Gefühls, durch sadomasochistische Neigungen, unschuldig und gegen den eigenen Willen von Welt und Menschheit getrennt und entfremdet zu sein, kann sich, bei der Entdeckung in späterem Alter, auch das Gefühl einer neuen Zugehörigkeit und der Horizonterweiterung einstellen, berichtete eine andere.
Kurze Differenzen entstanden, als der Ruf nach Unabhängigkeit von der Meinung anderer aufkam. Wer zu sich stehen will, dürfe sich davon nicht beeinflussen lassen. Jedoch ist es andererseits Sozialpsychologischer Fakt (aus dem Bereich der Selbstkonzeptforschung), dass jeder gerne akzeptiert sein und einen guten Eindruck bei seinen Mitmenschen hinterlassen will – und daher auf positive Rückmeldung angewiesen ist.
Diese bleibt natürlich aus, solange man mit anderen nicht über seine Neigung spricht, und so berichtete eine Besucherin auch vom Drang, nach der Erkenntnis ihrer Neigung, sich mit anderen auszutauschen.
Hängt man dabei einer speziellen Welt- oder Gesellschaftsvorstellung an, kann dies weitere Fragen aufwerfen – muss jedoch nicht. Ob Christen, Feministen oder Marxisten ihre Neigung mit ihrer Überzeugung vereinbaren können, kann für diese genauso schwierig sein, wie für die Geschäftsfrau, die im Job ihren Mann steht, aber sich im Rahmen ihrer Erotik sooo gerne unterwerfen lassen will.

www.sundmehr.de in Kooperation mit AK SMuC www.sm-und-christsein.de

Quelle: SWL

SundMehr am 03.06.2016 „Als ich merkte, was mir Lust macht …“

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 03.06.2016 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen, um sich über darüber auszutauschen, wie das war, „als ich merkte, was mir Lust macht…“

Mancher mag sich kaum noch daran erinnern, für andere ist sie noch gar
nicht lange her: die Entdeckung, dass ihm Lust macht, was andere
abschreckt: hilflos zu sein, gequält oder erniedrigt zu werden, während ein Gegenüber mit ihm macht, was es will – oder in dem man selbst dieses Gegenüber ist, das Dinge tut, die man anderen Menschen im unerotischen und vor allem nicht-einvernehmlichen Alltag auf keinen Fall antun sollte. Das Eingeständnis, dass man sich von der Ausübung von Macht erotisch berauscht fühlt, egal ob auf der aktiven oder passiven Seite, fiel manchen nicht leicht – für andere war es ein fröhliches Entdecken eines interessanten Aspektes der eigenen Person. Wer damit einmal Schwierigkeiten hatte, kann nach seinem Coming-Out als SMer vielleicht kaum noch nachvollziehen, wie er solange diesen Teil seiner Person unterdrücken konnte. Andere können Selbstzweifel und Skrupel, die sie nie hatten, nicht nachvollziehen. Darum kann es ganz sinnvoll sein, sich daran zu erinnern, wie es war, als ich meine Neigung entdeckte und sich
darüber auszutauschen. Und vor allem: wie ging es mit mir weiter? was habe ich dann gemacht? Wir können auf ganz unterschiedliche Erfahrungen und Geschichten gespannt sein, an diesem Abend.
Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

Achtung: Wer Tags darauf, am Samstag, den 04.06. den Workshop für Paare „Führen und geführt
werden“http://www.sundmehr.de/Termine/20160604.htm, besuchen will, sollte sich bis 28.05.2016 anmelden und bei weiter Anreise selbst für Übernachtungsmöglichkeit in der „Traube“ sorgen.

Joe Wagner www.sundmehr.de in Kooperation mit AK SMuC: www.sm-und-christsein.de

Quelle: SWL

Rückschau: SundMehr am 29.04.2016 (Wie stehe ich zu SM-Partys)

Vierundzwanzig Besucher, darunter auch einige neue und sporadische Teilnehmer, kamen in den Gesprächskreis SundMehr am 29. April 2016, um sich darüber auszutauschen, wie sie zu Partys stehen. Schon in der Vorstellungsrunde kündigten sich die unterschiedlichsten Erfahrungen der Anwesenden an. Manche gingen selten, regelmäßig, noch gar nie oder früher mal nicht, jetzt schon auf Partys ? und nahmen für ein schönes Event auch mehrere hundert Kilometer Anfahrt, wie zum Beispiel nach Hamburg, in Kauf, wo sie bei ihrem Aufenthalt das Sub- mit einem Kulturprogramm ergänzten.

In der Tat gab es die Erfahrung, als Solomann sich unangenehm als Zuschauer zu empfinden, wie auch die, dass Zuschauer unangenehm sein können, wenn diese sich zu weit in die Nähe der Akteure schlichen. Entsprechende Erzählungen handelten eher in Swinger-Clubs, jedoch wurde dies auch von einem aus der SM-Szene berichtet, wo jemand unter Berufung den Geschäftsführer zu kennen, in Spielräume gegangen sei, die eigentlich nur Paaren vorbehalten waren. „Rumsitzen, sich als Spanner empfinden beim Zusehen“, fand dagegen ein Teilnehmer, fühle sich für ihn nicht gut an. ?Als aktive Frau kommt man immer ins Spiel? ergänzte eine Solche, die aber auch die Situation aus Sicht einer submissiven Partybesucherin kennt. Unangenehm sei es, wenn sehnsüchtige Männer einen bedrängten, weil sie sich wünschten, dass auch mit ihnen gespielt würde, konnte eine andere bestätigen. Wenn sie als Femdom auf einer Party sei, denken Männer oft, man müsse mit ihnen spielen, „aber als passive guckt einen keiner an“.

„Der Anspruch, dass man als Solo-Mann auf eine Party geht und dort auf jeden Fall „bespielt“ würde, ist allerdings geradezu anmaßend!“ fand ein Teilnehmer.

Überhaupt ist ?Sehen und Gesehen-Werden? durchaus ein Aspekt, der eine Party attraktiv machen kann. „Manche Möglichkeiten, beim Spiel mit Dominanz und Unterwerfung, benötigen geradezu Publikum. Denn Erniedrigung, Demütigung und Bloßstellung lassen sich auf einer Party besser inszenieren“, wusste ein Teilnehmer, der auch schon in passiver und inzwischen eher dominanter Rolle auf Partys geht.

Gedemütigt und erniedrigt zu sein, macht jedoch auch verletzlich. Und so verwundert es nicht, dass vor allem passiven Gesprächskreisbesucher eine leichte Tendenz zu zeigen schienen, mit dem Spiel in den heimischen vier Wänden auch schon ganz zufrieden zu sein. „Die ideale Party wäre für mich eine, in der meine Frau alle anderen Besucher kennt und ich
niemanden“, meinte einer dazu. Anonymität kann auch schützen. Überhaupt schien für einige klar zu sein, dass eine Party an sich, durch Gäste, einen guten Schutz vor Grenzüberschreitungen böte.

Allerdings müsse auch sichergestellt sein, dass der Anbieter seine Geschäftsbedingungen auch durchsetzt, war einem Besucher wichtig; einerseits bezüglich unerwünschter Zuschauer, wie auch des Dresscodes. „Wenn ich zu einer LLL-Party ginge, will ich niemanden im Anzug sehen“ empörte er sich. Ein andere hatte gerade damit Schwierigkeiten: Lack, Leder und Latex entsprachen nicht seinem Faible und schienen ihm zu nahe am Klischee. Mit Partnerin und im Anzug wurde er aber schon von einer Party abgewiesen, dabei könne das doch ganz schön sein, sich erst mal die Dinge so entwickeln zu lassen, bevor es zur Sache ginge. Während also ein Dresscode schon dazu dienen kann, Spanner aus Partys draußen zu halten, kann dieser auch dazu führen, dass wirklich Interessierte, rausgehalten werden.

Die ideale Party ist für viele an den Besuch mit Partner gebunden, obwohl gerade auch Leute ohne Partner, in der Hoffnung, SM ausleben zu können, Partys besuchen. Wenn die Partnerschaft stimme, sei man schon auf der sicheren Seite. Was dann geschähe, läge daran, was man daraus mache. Das Umfeld könne doch egal sein, betonte einer mehrfach. Dabei kann das Zuschauen, das in der einen Situation erwünscht ist, in anderen störend sein und von der Konzentration auf sich selbst und das Gegenüber ablenken. Sehr blöd sei es, wenn die Umstehenden beginnen, sich über ihren nächsten Urlaub oder die Schallplattensammlung zu unterhalten, wurde berichtet. Auch dies läge halt am Niveau der Veranstalter, wurde zum Teil immer wieder betont ? oder dem der Gäste? Als traurige Szenerie war einem Anwesenden eine etwas überfüllte Party, mit „Sklavenversteigerung“ in Erinnerung: die sehnsüchtigen Objekte kamen gar nicht zur Erfüllung ihrer Wünsche, weil sie niemand haben wollte. Eine sicher verletzende Erfahrung.

Was eine gute Party ausmache, konnte nicht allgemein beantwortet werden. Für die einen war es ein eher privater Rahmen, mit fünf bis sechs Paaren, für andere ein öffentlicher, aber mit genügend „aber nicht nur“ gut bekannten Freunden, der einen erotischen Kitzel verheißt. Mit einem Herrn wolle sie auf einer Party sein, der dann genau wissen müsse, was er ihr zumuten könnte, erläuterte eine Gesprächskreisbesucherin, die Schmerzen, Fixierungen und Fetische nicht brauche. Aber Männer in guten Anzügen und Frauen in schönen Roben wären toll. Ganz klar spielten die unterschiedlichsten Erwartungshaltungen eine sehr große Rolle. Zudem gäbe es Leute, die schon an sich mehr zum Feiern neigen und gerne Partys und Feste besuchen, wurde festgestellt. Wer dagegen vor allem erotische Wünsche ausleben will, die ihm zu Hause, wegen Anwesenheit der Kinder oder ruhebedürftiger Nachbarn verwehrt sind, geht unter ganz anderen Voraussetzungen zu einer Party.

Ein besonderer Kitzel kann jedoch im Abgleich von Alltagsrolle und der selbst inszenierten Rolle liegen, wenn man mit anderen Freunden unterwegs ist. Passiert es dagegen zufällig, dass man Arbeitskollegen oder Nachbarn trifft, ist dies manchem unangenehm. Interessant: in gleicher Weise kann dies auch in der Sauna passieren und auch hier sind die Sensibiliäten unterschiedlich. Dabei steht es 1:1 ? denn was soll der Chef sich darüber ärgern, dass sein Angestellter dieselben Leidenschaften hat, wie er selbst?

Es gibt jedoch auch Intimgrenzen, wie beim Gesprächskreis SundMehr, wo letztlich manches Detail, obwohl gemeinsam offen über die eigene Sexualität gesprochen wird, dann doch verschwiegen wird. Wenn unterschiedliche Intensitäten der Selbstoffenbarung, die im „Sich-Fallen-Lassen?“ zu Tage treten, deren Intimität ganz unterschiedlich erlebt wird, hat dies auch zur Folge, dass diese Intimität in unterschiedlichster Weise geschützt werden will.

Doch auch amüsante Anekdoten wurden mitgeteilt, wie das Erlebnis, angesichts sehr vieler Zuschauer, durch Sichtfenster in das Spielzimmer, eine unechte Session zu inszenieren. Für die Zuschauer nicht sichtbar, war die Gerte nicht mit lautem Klatschen auf dem Gesäß der Geliebten gelandet, denn das Geräusch wurde schon durch geschicktes Handlung des Schlaginstruments in der Luft erzeugt, hatte aber immer mehr Zuschauer angelockt, die eine unerklärlicherweise ständig vor sich hin kichernde Sub beobachten konnten. Freundliche Heiterkeit weckte auch die Eröffnung einer Teilnehmerin, die wähnte, noch nie auf einer SM-Party gewesen zu sein. Als auf der Suche nach einer Definition von ihr in die Runde gefragt wurde, was dies denn eigentlich sei, wurde ihr als Beispiel eine Veranstaltung vor Augen geführt, wo einer der Anwesenden mit seiner Partnerin „gespielt“ hatte, was sie ja deutlich mitbekommen habe. Sie selbst hatte gedacht, das sei ?nur so? gewesen.

Achtung:

Da wegen des Feiertages am 26.05.2016 der nachfolgende Freitag ein Brückentag ist, findet der nächste Gesprächskreis nicht wie üblich am letzten Freitag im Monat statt, sondern am Freitag, den 3. Juni, mit dem Thema: „Als ich merkte, was mir Lust macht…
http://www.sundmehr.de/Termine/20160603.htm“ und Workshop für Paare am nächsten Tag (hierzu Anmeldung http://www.sundmehr.de/download/Workshop-fuer-Paare-2016-06-04.pdf erforderlich).

www.sundmehr.de in Kooperation mit AK SMuC: www.sm-und-christsein.de

 

Quelle: SWL

SundMehr: Workshop für Paare – Führen und geführt werden – 04.06.2016

Egal, ob der Schwerpunkt auf Dominanz/Submission, Bondage oder Sadomasochismus liegt: Beim erotischen Spiel mit BDSM scheint alles klar und einfach: Der aktive Part gibt die Richtung vor, der passive darf folgen müssen. Doch was so einfach klingt, kann im erotischen Spiel seine Tücken entfalten: Vielleicht wird man zwar entsprechend seines Wunsches geführt, aber es stimmt der Weg nicht, oder die Richtung, das Ziel…? Oder der Führende hat Mühe die Richtung vorzugeben, weil sein Partner sich trotz aller gegenteiligen Bekundungen, geführt werden zu wollen, sträubt? Man spürt oder findet in die Rolle des Führens nicht hinein,… vielleicht macht auch die Machtausübung mehr Spaß als unter dem Vorzeichen der Einvernehmlichkeit möglich ist… Im Workshop wird es darum gehen, gemeinsam mit seinem Partner / Partnerin zu erkunden, wie es sich für beide anfühlt, geführt zu werden oder zu führen. In Partnerübungen aus meiner Coaching-Weiterbildung, werden wir erfahren, wie die Situation vielleicht für das Gegenüber ist und auf was man bei sich und dem anderen besser achten könnte, um das Führen oder Geführt werden besser genießen zu können. In der Gruppe werden wir uns darüber immer wieder austauschen und wer Bedarf hat, auftauchende Fragen oder Erkenntnisse zu vertiefen hat die Möglichkeit, sich von der Kursleitung bei gesonderten Einzelterminen coachen zu lassen.

Leitung: Joe Wagner

Zielgruppe: Mindestens 2, maximal 4 Paare, die in ihrer Liebes- oder auch konstanten Spielbeziehung miteinander BDSM Erotik ausleben.
Kosten: 50 Euro pro Person (pro Paar: 100 Euro) – vor Ort zu entrichten
Termin: Samstag, 04.06.2016
Uhrzeit: 10:00 Uhr bis 14:30 Uhr mit 30 Minuten Pause.
Ort: 71394 Kernen, 10 KFZ-Minuten vom üblichen Treffpunkt des Gesprächskreises entfernt. (Genaueres nach verbindlicher Anmeldung, beider Teilnehmer. Name und Anschrift erforderlich, zwecks korrekter Rechnungsstellung.)
Mitzubringen: bequeme Alltagsbekleidung, sowie ein Besenstiel (pro Paar).

Anmeldung per Email an Joe Wagner über sundmehr@gmx.de (dies ist nicht die Info-Adresse des Gesprächskreises SundMehr).

Anmeldeschluss 28.05.2016

Wer will, ist herzlich eingeladen, am Vorabend, 03.06.2016 um 20:00 Uhr
zum „Warming-Up“ im Gesprächskreis SundMehr. Thema: „Als ich merkte, was mir Lust macht…“. Es besteht für weiter Gereiste, Übernachtungsmöglichkeit im angeschlossenen, bürgerlichen Hotelbetrieb (bitte selbst dort anfragen und reservieren).

 

Quelle: SWL

Rückschau SundMehr 26.02.16 – Keuschhaltung oder -gehalten werden?

Um sich über das Thema Keuschhaltung auszutauschen, trafen sich 13 Leute, mit sadomasochistischen Vorlieben im Gesprächskreis SundMehr. Nach Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Keuschheit kommt der Begriff „keusch“ von lateinisch conscius = bewusst, wobei das lateinische castitas ein ethisches Konzept der Mäßigung im Umgang mit Sexualität darstellt, zumeist mit religiösem Hintergrund. So lag es nahe, die Eingangsfrage darauf zu richten, wer bereits einmal über einen längeren Zeitraum bewusst auf etwas verzichtet habe. Erstaunlich die fast schon empörte Zurückweisung vieler, die angaben, fast schon selbstverständlich auf nichts freiwillig zu verzichten, sofern eine Krankheit oder aktuelle Laune sie nicht kurzzeitig dazu trieb (wie bei der Frage: „trink ich noch eines, oder geh ich schon heim?“). Bei Sexualität sei das natürlich anders. Diejenigen, die vor allem bezüglich der Ernährung sich an Verzicht erinnern konnten ? wenn auch zum Teil nicht freiwillig, sondern aus gesundheitlichen Gründen – kannten dagegen die Erfahrung, sich an den Verzicht so zu gewöhnen, dass sie ihn nicht mehr als Verzicht erlebten, oder ein gewisses Glücksgefühl, etwa beim Heilfasten, „es geschafft zu haben“. Auch das Beispiel, bewusst auf eine Anschaffung zu verzichten, um sich etwas anderes leisten zu können, wurde genannt. Erstaunlich, wie euphorisch dabei über den einvernehmlich erzwungenen Verzicht im Kontext Sadomasochistischer Erotik gesprochen wurde. Dies sei „die tollste Erfahrung schlechthin“ gewesen, gab eine Besucherin an, bei der die Keuschhaltung zudem ganz ohne irgend welches Hilfsmittel, sondern allein aus Gehorsam praktiziert worden sei. Ihr Dom sei stolz auf seine Sub gewesen, ergänzte sie später. Weil er das Gefühl gehabt habe, sie gehöre wirklich ihm, weil sie sich voll und ganz daran halte. Zuvor waren jedoch auch Zweifel aufgekommen, ob dies so funktioniere, und ob man(n) früher oder später nicht doch selbst Hand an sich lege, um sich Befriedigung zu verschaffen, sofern dies nicht mechanisch eingeschränkt würde. Eine der Aktiv spielenden Anwesenden vermutete, die Wirkung, wie beim Heilfasten: der Körper schütze sich durch die Ausschüttung von Endorphinen. Das führe zum Hochgefühl. Aus der praktischen Sicht eines switchenden wurde dies angezweifelt. Denn schließlich sei es enttäuschend, wenn er frühzeitig aus der Keuschheit entlassen würde oder selbst ausbrechen könnte. Für ihn gehöre unbedingt die Interaktion dazu. Doch fraglich war, was das erotisierende an diesem Verzicht ist. Verstärkt er das Begehren – wie beim Beispiel, wenn man nicht an einen Rosa Elefant denken darf?
Für ihn seien dies mehrere Komponenten, erklärte der Gesprächskreisteilnehmer, von dem der Themenvorschlag stammte: zum einen steigere der Verzicht den späteren Genuss. Dann erlebe er die Macht seiner Herrin und den eigenen Kontrollverlust, als äußerst lustvoll. Und drittens steigere das sich immer stärker anstauende Gefühl auch seine Lust bis ins fast Unermessliche. „Später muss man einen nur noch anpusten und man kommt“ beschrieb er seine Erfahrung. Grundsätzlich blieb dabei aber das Interesse des anderen relevant. Der müsse schließlich immer wieder ankicken und anheizen, damit die Spannung sich weiter steigert. Doch ist dies immer gegeben? Was hat der Dominante davon? Tatsächlich läge viel Arbeit vor dem aktiven Beziehungspartner. Das kann auch schwierig werden, meinte eine Anwesende, wenn sie abends, müde vom Arbeitstag heimkommt, und ihr Partner den ganzen Tag angeheizt ist, weil er das Gerät trage und spüre. Andererseits empfände sie auch die
Hingabe, die aus der angestiegenen Lust entstünde als etwas sehr besonderes. Nur sei sie halt auch manchmal zu faul, um für diese zu sorgen. Es gäbe auch Beziehungen unter SMern, in denen es durchaus sinnvoll sein könne, das Ausleben von Sehnsüchten aus der Beziehung heraus zu verlagern, erklärte ein Besucher. Dann habe man abends, nach der Arbeit, den geliebten Ehemann oder Partner zu Hause und könne ganz ohne Schuldgefühle und komplexe, seine Sehnsüchte außerhalb stille. Dass dies die Lösung für alle Beziehungen sei, hänge jedoch davon ab, ob jemand polyamourös geneigt sei, oder Spielbeziehungen genießen könnte.

Das Gespräch kam an diesem Punkt kurz auf die Thematik „Spiel“. Das Ziel des Spiels müsse an sich ja sein, den Gürtel irgendwann ablegen zu können, um dann kommen zu können, meinte ein neuer Besucher des Gesprächskreises, wobei angemerkt wurde, dass es durchaus Leute gäbe, die die Vorstellung hätten, nie mehr kommen zu dürfen. Die Vermutung entstand, ob es hierdurch zu Impotenz kommen könnte – oder das Spiel mit der Keuschheit eine Verschleierungsmöglichketi der Selben sein könnte. Kurz kam die Vorstellung der reziproken Keuschhaltung auf, bei der ein Dom, mittels selbst angelegtem Keuschheitsgürtel seiner Sub den Sex verwehrt, was kurze Heiterkeit auslöste. Tatsächlich berichtete ein switchender Anwesender von einem spielerischen Umgang, an dem er und seine Partnerin beide Keuschheitsgürtel trugen, um dann jeweils schnell die Rollen wechseln zu können. Ein Besucher, der sich erst seit jüngerer Zeit, aber mit schnell wachsender Begeisterung durch das Internet bewegt, zeigte an dieser Stelle großes Interesse an technischen Raffinessen, von denen er gelesen
hatte; Keuschheitsvorrichtungen, die sich mittels Smartphone steuern ließen und so weiter. Hier wurde einerseits vor Naivität gewarnt, weil das Internet sehr weit und geduldig für allerlei Legenden und
Geschichten sei – andererseits lautete die Grundsätzliche Antwort, auf die Frage, „ob es das wirklich gibt, dass Leute?“ in den allermeisten Fällen „Ja“, wenn auch nur im Einzelfall.

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Artikel in ‚Psychologie Heute‘ – 11/2015 „Warum wir lieben, wie wir lieben“

Die auch unter Fachleuten populäre Zeitschrift „Psychologie Heute“ veröffentlichte bereits in der Novemberausgabe 2015 einen Artikel zum Thema „Warum wir lieben, wie wir lieben“.
Nachdem Eingangs geschildert wird, wie eine erfolgreiche Geschäftsfrau jahrelang unter ihren Sehnsüchten nach Schmerzen und Vergewaltigungsphantasien litt und sie erst nach großer Überwindung ihrem Mann eingestehen konnte, wird das Phänomen abweichender sexueller Präferenzen erörtert, wobei festgehalten wird, Ergebnisse aus der Zwillingsforschung darauf hindeuten, dass der genetische Einfluss bei etwa 30 bis 40 Prozent liegt – der Rest aus biographischen Faktoren beruht. Zudem wird im folgenden auf eine zunehmend differenzierte Sichtweise von SM im Diagnostichen Standardwerk DSM-5 hingewiesen.
„Sexualwissenschaftler und Psychotherapeuten arbeiten weiter daran, endgültig mit dem Begriff der ‚Perversion‘ zu brechen“, heißt es im Artikel weiter.
Der Artikel steht gegen Entgelt auf noch zum Download zur Verfügung.

Kommentar: Inhaltlich ist es natürlich für die Akzeptanz von BDSM in der Gesellschaft von Vorteil, dass in einer populären Zeitschrift darauf hingewiesen wird, dass SM entpathologisiert werden muss.
Doch leider wird dann doch – für die prägenden biographischen Faktoren –
eine verletzende Erfahrung dargestellt: Ein Mann, der von seiner Mutter oft geschlagen wurde, verkroch sich aus Angst unter dem Bett, von wo aus er nur deren Beine sah – und später Sadomasochistische Vorlieben in Verbindung mit einem Fußfetisch entwickelte.
Dabei ist klar: Wenn man nach Gründen sucht, muss man natürlich jemanden haben, der auch einen Grund angeben kann. Und vermutlich werden dies eher Personen, mit plakativen, verletzenden Erfahrungen sein – denn wenn es keinen Grund oder gar eine positive Erfahrung geben sollte, wie sollte man diese suchen oder schildern? Ein nicht verletztender Faktor könnte hypotetisch ja aus der besonderen Fähigkeit bestehen, auf frühkindliche Erfahrungen (Ganzkörper-Erleben, Abhängigkeit, ohne Gefahr, Schmerzen, ohne Angst vor Vernichtung, Macht (bzw. umfassende Komeptenz, etwas mit einem „zu machen“/“machen zu lassen“ [statt des Wort „Manipulieren“ zu benutzen] mit Sehnsucht nach Liebe, Wärme, Vertrauen verbinden zu können) zurückzugreifen, vielleicht weil die Kindheit in dieser Hinsicht super Optimal verlaufen ist.
Fraglich bleibt mir, wie die passende Forschung dazu aussehen könnte.
Störend ist in diesem Zusammenhang auch der Verweis auf Shades of Grey, der auch als romantisierte Missbrauchsgeschichte betrachtet werden könnte. Frau hat gar keine Lust auf SM, prostituiert sich jedoch zumindest emotional prostituiert, indem nicht mal Schmerzen und zunächst lustlose Gewalterfahrungen sie abschrecken, sich zu diesem Reichen Prinz hingezogen zu fühlen.
Dennoch: im Sinne allgemeiner Aufklärung, ist der Artikel gut und besser als das Verschweigen wie in vergangenen Jahrzehnten. Der Hang zur Pathologisierung abweichender Erlebniswelten ist ist allerdings noch lange nicht vorbei.

 

Quelle: SWL

Rückschau SundMehr am 29.01.2016 – Themensammlung

Zur Themensammlung im Gesprächskreis SundMehr trafen sich am 29.01.2016 9 Leute. Da sich die Anwesenden kannten, konnte auf die sonst übliche Vorstellungsrunde verzichtet werden. Stattdessen wurde offen die in den letzten Monaten spürbar rückgängige Teilnehmerzahl angesprochen. Da eine Verbindung mit den Themen, sowie auch mit der Art, wie diese im Gesprächskreis besprochen wurden nahe liegt, konnte dies gleich mit der Fragestellung des Abends verbunden werden. So wurde also Eingangs jeder um ein Statement gebeten, welche Themen für ihn interessant wären.
Auf das letzte Jahr rückblickend, fand eine der Anwesenden die Thematik „wie lebe ich meinen Sadismus / Masochismus“ besonders gut, will hier jeder von eigenen Erleben berichten konnte. Es gäbe individuelle und unterschiedliche Wege zum Glück und schwierig würde es immer, wenn krampfhaft nach bestimmten Definitionen gesucht würde. Schon die Themenformulierung soll mit jedem einzelnen zu tun haben. Auch andere Anwesende betonten, dass sie es wenig spannend fänden, wenn die Diskussion zu abstrakt würde. Blöd sei es, wenn am Ende die Frage nach einem „Richtig“ und „Falsch“ stünde. Praktische Erfahrungen, die Schilderung des eigenen Erlebens, sei da viel wichtiger.
Wie schon in den Vorjahren, konnte man das Interesse an den Themen daran ablesen, ob ein Vorschlag gleich eine Diskussion nach sich zog. Mehrfach wurden die Themen vom Moderator notiert und sortiert erneut vorgelesen.
Auch die Einladung an Szene-Externe Experten schien auf Interesse zu stoßen. Es entstand eine Hitliste, der gewünschten Themen, die wie folgt aussieht (vorbehaltlich, dass die Einladung der Gäste klappt):

  • Wie habe ich meine Neigung entdeckt – und was habe ich dann gemacht?
  • Wie sehe ich den Bereich des professionellen BDSM?
  • Was war meine beste SM-Erfahrung?
  • „Hilfe, meine Eltern sind pervers!“ denken das die Kinder wirklich

oder ist das Paranoia der Eltern? (Gäste: „betroffene“ (?!) Kinder von betroffenen Eltern).

  • Was ist mein Fetisch – oder ist es nur eine Vorliebe?
  • Scham und Schuld, weil man ist, wie man ist (Gast: Pfarrer)
  • Keuschhaltung – was hat der Aktive davon? Oder will das nur der Passive?
  • Ist SM ein Heilmittel – oder macht nur die Verdrängung von Bedürfnissen krank? (Gast – Psychotherapeutin)

Die Zuordnung zu den Terminen wird noch dauern, weil die Termine mit Gästen mit Priorität, nach Möglichkeit der Eingeladenen festgelegt werden sollen.

ACHTUNG – der übliche Rhythmus (letzter Freitag im Monat), wird sich aufgrund von Brückentagen etwas verschieben. Statt des letzten Freitags im März, treffen wir uns am 01.04. und statt des letzten Freitags im Mai, treffen wir uns am 03.06.

**Hinweis in eigener Sache:** Im Rahmen meiner Weiterbildung zum Coach (DGfC), suche ich Personen, die sich gerne von mir coachen lassen wollen. Die 90 Minütigen Sitzungen werden in 71394 Kernen stattfinden. Wer für sein Berufs- oder Privatleben ein Coaching zur Weiterentwicklung nutzen möchte kann nähere Infos gerne unter sundmehr@gmx.de (dies ist nicht die Info-Adresse des Gesprächskreises) anfragen.

www.sundmehr.de in Kooperation mit AK SMuC: www.sm-und-christsein.de

Quelle: SWL

SundMehr am 29.01.2016 – Themensammlung

Der Gesprächskreis SundMehr trifft sich wieder am 29.01.2016 um 20.00 Uhr in der „Traube“, Hauptstr. 35/37, 71394 Kernen-Rommelshausen.

Für die Einen ist es ein unbeschriebenes Blatt, für die Anderen füllt sich das neue Jahr bereits viel zu schnell mit Terminen und Themen, die auf Bearbeitung warten. Was steht für Euch an? Dürfen wir hilfreich sein? Wir wollen darüber sprechen, was 2016 bringt oder bringen könnte – vor allem, welche Themen interessant oder sinnvoll im Gesprächskreis SundMehr zu behandeln wären. Noch ist auch Gelegenheit, Wünsche nach Referenten, Gästen, Fachleuten zu nennen, die wir einladen können, zum reziproken Coming-Out, bei dem ein Experte ohne SM-Neigung auf neugierige Sadomasochisten trifft, um Fragen zu seinem speziellen Thema zu erläutern. Mit welchem Fachmann würde ich gerne mal auf dem Hintergrund von SM sprechen oder seine Sicht der Dinge hören? „Sadomasochismus und Versicherung“, „Obstbau und Bondage“, „Dominanz / Submission und Personalführung?“ (Wir können nicht garantieren, dass wir zu jedem der Themen jemanden finden).
Oder reicht es, wenn wir lange genug im eigenen Saft schmoren? Vielleicht gibt es auch solche Themen, die lieber mancher im vertrauten
Kreis von Gleichgesinnten besprechen würde. Wieder heißt es also: bringt
mit! Diesmal: Themenvorschläge.

Damit wir abschätzen können, wie viele kommen wäre Anmeldung über info@sundmehr.de nett. Wer vor allem etwas essen will, sollte nach Möglichkeit eine Stunde früher erscheinen, damit gehäufte Bestellungen den Gesprächsverlauf nicht zu sehr beeinträchtigen.

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Rückschau SundMehr am 27.11.2015 – Heiteres Weihnachtsbasteln

Zur informellen Weihnachtsfeier des Gesprächskreises SundMehr trafen sich am 27. November 11 Teilnehmer, um sich über das Thema Basteln auszutauschen. War dies vor Jahren schon der Renner, bei dem amüsiertes Staunen bei den Zuhörern die Erläuterung von Tipps, Möglichkeiten und Erfahrungen mit dem Eigenbau oder der Zweckentfremdung, begleitete, hatte das Interesse diesmal spürbar nachgelassen.

Bei der Eingangsfrage stellte sich heraus, dass zwar einige sich zumindest in der Anfangszeit ihr Zubehör selbst gebastelt hatten, jedoch viele sich selbst Kreativität oder Talent zum Eigenbau absprachen. Zudem ist dank Internet und der dort zu findenden Shops wohl der Bedarf gesunken – andererseits finden sich manche Gegenstände, die zur Zweckentfremdung aus dem Bereich der Medizin oder Tierhaltung angeboten werden, beim ursprünglichen Shop deutlich günstiger, wie ein Anwesender, mit beruflichem Bezug zum landwirtschaftlichen Tierhalterbedarf feststellte.

Eine Anwesende erläuterte, dass sie die Zweckentfremdung von Alltagsgegenständen derzeit am meisten kickte – hatte sie doch bei einem erotischen Telefondienstleister gejobbt und musste hierbei selbst kreative Fähigkeiten beweisen, wenn sie die Kunden anweisen musste, in ihrer Nähe auffindbare Gegenstände, zwecks Lustgewinnung zu benutzen.

Da nur ein Teilnehmer ein bereits vorgestelltes Exponat seiner Eigenbaubemühungen dabei hatte, das am Ende nochmals vorgestellt wurde, kam es zu eher theoretischen Erläuterungen, die nicht weniger amüsant waren – kamen diese doch vor allem aus dem Bereich der Landwirtschaft. Gewarnt wurde vor der Zweckentfremdung von Melkmaschinen, die eben nicht über ein Vakuum funktionieren, sondern – entsprechend der Bewegungen
eines Melkers – durch den rhythmisch wiederholten Aufbau von Druck von oben nach unten (am Euter einer Kuh) um die Milch abzutransportieren. Wird dies bei männlichen Selbstversuchern angewendet, droht sich hier ein unangenehmer Druck am Ende des Körperteils aufzubauen, an dem der „Melkbecher“ hängt.

Kurzer, doch naheliegender, Bezug wurde dann zur Zweckentfremdung von Staubsaugern genommen, wobei vor allem vor autoerotischen Unfällen gewarnt wurde, die gehäuft einem bestimmten Modell zugewiesen wurden und so die informelle Bezeichung „Morbus Kobold“ erhielten. Weit harmloser dagegen die Zweckentfremdung landwirtschaftlicher Produkte, die schon bei der Ernte einen gewissen Aufforderungscharakter zeigen. So wird Lauch von Insidern (und nicht nur Sadomasochisten) wohl gerne spielerisch geschwungen und entwickelt sich nach einigen Schlägen wie von selbst durch die faserige Aufspaltung der Blätter zu einer Art Fadenpeitsche. Andere Produkte wecken eher Assoziationen erotischer Art, die der berichtende Besucher gerne auch durch gezielte Auslage auf dem Markt zur Gesprächsanbahnung nutzt.

Trotz geringer Besucherzahl und wenig Exponate, war der Abend durchaus heiter, doch lebt die Behandlung des Themas vom Mitwirken der Teilnehmer. Am Ende plädierten dennoch einige für die Beibehaltung des Themas auch am nächsten Jahresende, jedoch unter stärkerer Ankündigung; bietet es doch die Möglichkeit, wenn auch der Gesprächskreis nach wie vor keine Spielwiese sein soll, dass jeder etwas sichtbares vorstellt und gezielt seine persönlichen Erfahrungen zur Sprache bringt.

Dennoch wurde am Ende beschlossen, vorläufig das Thema zurück zu stellen, damit sich gegebenenfalls im übernächsten Jahr Ideen ansammeln können.

Der nächste Gesprächskreis SundMehr findet am 29. Januar 2016 Statt. Wir wünschen allen schöne, nette, wo gewünscht auch gesegnete Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins nächste Jahr!

www.sundmehr.de in Kooperation mit AK SMuC www.sm-und-christsein.de

Quelle: SWL

Rückschau SundMehr: Gespräch mit Psychologen über „genug, mehr als genug oder zu viel?“

Zum Gespräch mit einem Psychologen, über das Thema „genug, mehr als genug oder zu viel“, trafen sich zehn Gesprächskreisteilnehmer am 25. September 2015 am gewohnten Ort. Als die Vorstellungsrunde mit der Frage verbunden wurde, woran die Anwesenden merken, dass sie von etwas genug haben, stellte sich heraus, dass viele das Gefühl, „genug zu haben“ gar nicht kannten – oder es negativ konnotierten, vor allem in Verbindung mit einer SM-Session. Als Beispiele wurde ein Schlafdefizit genannt, die genaue Beobachtung, die der Aktive aufbringen muss, um die Aufnahmefähigkeit seines Gegenübers nicht zu überschreiten, die Erfahrung auf passiver Seite, dass schmerzhafte Praktiken nur noch weh tun und eben kein lustvolles Gefühl mehr mit sich bringen und dass etwas keinen Spaß mehr macht. Kaum wurde ?genug? als Zustand beschrieben, in dem ein Bedürfnis so befriedigt ist, dass man nicht mehr danach streben muss, wie dies bei Hunger oder Durst der Fall ist.

Michael Kief erläuterte zum Einstieg, dass er auch die Situation kenne, dass es an Arbeit ein „zu viel“ gibt oder im Gegenzug ein Urlaub doch am besten niemals enden solle – während ihm klar sei, dass jeder Mensch des „süßen Nichtstuns“ mal überdrüssig würde und ging dann bei seinen Erläuterungen zu Wahrnehmungsphysiologie über. Ihm sei bei seiner Arbeit klar geworden, wie verschieden Sinneszellen auf äußere Reize reagierten: Einige würden nur unterscheiden, dass ein Reiz kommt, während andere Zellen unterscheiden, wie intensiv ein Reiz ist (zum Beispiel bei Druck auf die Haut), um nach einem zunächst hohen „Aktionspotential“ die Reizweiterleitung zu senken. Geruch, beispielsweise, wird bei langsamem Auftreten des Reizes geringer, bei Gewöhnung sogar nicht mehr wahrgenommen – weshalb man beim Verlassen eines Raumes mit viele Menschen erst beim Hereinkommen wahrnimmt, dass die Luft „verbraucht“ riecht, wenn nicht sogar „nach Mensch“.

Neben der Reizaufnahme spielten beim Thema Wahrnehmung auch Botenstoffe eine große Rolle, sobald der Reiz aufgenommen, und dann weitergeleitet werden muss. Die entsprechenden Botenstoffe müssen vom Körper biochemisch hergestellt werden, was bei mancher Reizweiterleitung dazu führen kann, dass sie unterbrochen wird, wenn der Vorrat an Botenstoffen zur Neige gegangen ist, sodass neue gebildet werden müssen. Die Folge ist, dass ein Sinnesreiz für eine gewisse Zeit nicht wahrgenommen wird.

Zudem gibt es Reize, die vom Gehirn, herausgefiltert werden: Die Uhr, die im Zimmer tickt, wird vielleicht nur kurzzeitig bemerkt, später dann nicht mehr. „Habituation“ nennen Fachleute diesen Effekt. So werden körpernahe Reize, wie die Bekleidung, die man nur beim Anziehen auf der Haut spüre, den Tag über nicht mehr, auch herausgefiltert. Bei Menschen mit autistischen Störungen stelle dies beispielsweise ein Problem dar: Hier funktioniert teilweise dieser Filter- und Abgrenzungsmechanismus nicht, was zu großem Stress, zu Belastung und Unruhe führt, die von außen dann als „Verhaltensstörung“ betrachtet wird.

Gleichzeitig kann starker Druck auf den Körper, auch sehr beruhigend wirken: Säuglinge wurden früher sehr stark und eng gewickelt – gepuckt – damit sie sich beruhigen, statt unkontrolliert ihre Extremitäten zu bewegen, und einschlafen. Interessanterweise spielt auch bei vielen Sadomasochisten eine Ruhigstellung durch Bondage, Vakuumbetten oder Mumifizierung eine Rolle und die durch diverse TV-Reportagen bekannte Autistin Temple Grandin, konstruierte sich eine „Berührungsmaschine“, die sie mittels gepolsterter Platten von mehreren Seiten stark zusammen presst.

Geht man weg, von der Reizwahrnehmung und -verarbeitung, so ist auffallend, dass Kleinkinder sich vor allem für neue Reize interessieren. Will man deren Aufmerksamkeit erregen, bringt man einen neuen Gegenstand in das Gesichtsfeld. Als Rückschluss lässt sich daraus festhalten, dass wir neue Reize benötigen, so der Psychologe. Bliebe alles gleich, würden wir der alten, längst bekannten Reize schnell überdrüssig. Dennoch haben Menschen auch Genuss an Wiederholung und Vertrautheit, weil dies Sicherheit gäbe. Der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget nenne diesen optimalen Zustand der Balance zwischen neuem und bekanntem „Äquilibration“. Reize würden entweder dem bekannten Verständnis zugeordnet (Assimiliation) oder das bekannte Denkschema wird ausdifferenziert, sodass es sich dem Reiz anpasst, beziehungsweise dazulernt (Akkomodation).

Aus der Runde wurde hierbei ein Bezug hergestellt, dass Rituale bei Sessions eine große Rolle spielten, wiewohl dennoch auch Abwechslung gewünscht wird. Eines von vielen möglichen Problemen bei einem Geschehen zwischen mehreren Personen stellt hier der stets vorhandene Bedarf des Aushandelns zwischen den Beteiligten dar.

Dass die Frage nach dem „Genug“ oder der Sättigung bei Sadomasochisten so schwer zu klären ist, scheint stark von der Tatsache geprägt zu sein, dass sehr viele verschiedene Sinneserfahrungen, plus soziale Empfindungen zusammenspielen und die zugehörigen Gefühle prägen, die sich im Verlauf eines Spieles ständig verändern, stellte sich im Gespräch zwischen Gast und Teilnehmern heraus. Denkbar ist, dass eine Sinneskategorie bereits gesättigt, eine andere noch offen ist, sodass eine Session weiter gehen kann. Übertragen auf körperliche Bedürfnisse würde dies bedeuten, dass der Zustand der Grundversorgung gestillt ist, wenn ich Mittags nicht nur satt gegessen und getrunken habe, sondern gleichzeitig frisch geduscht bin, den Toilettengang verrichtet habe und mich ausgeschlafen fühle, den Kopf frei habe (und die Haare geschnitten sind, die Bekleidung gebügelt?). Selten trifft alles im Lebensalltag so perfekt aufeinander.

Der Begriff „genug“, ist vielleicht viel zu pauschal gedacht, ergab das Gespräch mit dem Fachmann weiter. Zudem fühlen manche Genüsse sich nur in der Phantasie so gut an, dass sie endlos hinausgezögert werden sollten. Wer hungrig ist, mag im Sommer von 10 Kugeln Eis fantasieren, so Kief in einem Beispiel. Hat man dann die siebte gegessen, wird die Sehnsucht schon blasser, weil sie von der Realität eingeholt wird. Dennoch sei dieses Schwelgen in der Phantasie legitim, es stelle sich nur die Frage: „wie erreiche ich mein Glück.“ Die vom Calvinismus geprägte, westliche, kapitalistische Strategie versuche hier den Konsum zu steigern. Eher östlich geprägte Weltanschauungen gingen eher in die Richtung, den Verzicht zu empfehlen, indem Genuss am Geringen gefunden wird.

Ein Beziehungsgeschehen, wie es bei Sexualität der Fall ist, bringt immer die Notwendigkeit des Aushandelns mit sich. Jeder muss offen legen, was für ihn wichtig ist; denn was für den einen reicht, verlangt beim anderen noch nach Steigerung. Der einzige Weg, das Problem zu lösen ist in Partnerschaften Transparenz. Das Abändern, oder die Variierung einer Gewohnheit, mindert dabei nicht den Wert, den diese Jahrelang für eine Person gehabt hat, gab der Psychologe den Anwesenden mit.

Die geringer Teilnehmerzahl an diesem Abend, bot die Möglichkeit für einen intensiven Austausch. So wurde im abschließenden Gespräch die Frage gestellt, ob es einen Mechanismus gäbe, der einen im Vorfeld erkennen ließ, dass lange gehegte Wünsche doch nicht umsetzbar sind, sodass man vor dem Scheitern bewahrt bliebe. Hier blieb die Antwort offen, denn einerseits könne die Phantasie ja reichen, zumal Anwesende die Erfahrung teilten, dass Phantasien sich im Laufe der Jahre veränderten. Auch Tagträume, die als Jugendlicher vorhanden waren, und die nicht umgesetzt wurden, hatten sich bei einem Teilnehmer verändert – ohne, dass schmerzhaftes Bedauern über ein nicht gehabtes Erlebnis zurück geblieben war. Andere bestätigten die Gefahr, auf der Suche nach dem Traumpartner an dem Mensch, mit dem man glücklich sein Leben teilen könnte, vorbei zu gehen. Eine übergroße Erwartungshaltung kann die Chance auf Erfüllung aller Sehnsüchte zunichte machen.

www.sundmehr.de in Kooperation mit AK SMuC www.sm-und-christsein.de

 

Quelle: SWL

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